
Der lange Weg von der Kinofassung bis zur Special Edition
Die erste Fortsetzung zum Kultfilm „Highlander“ (1986) wird von vielen Fans verschmäht. Mehr noch zählt sie gemeinhin nicht einmal zum Kanon der Gesamt-Saga. Das lässt sich auch daran ermessen, dass „Highlander II – Die Rückkehr“ im 1994 nachgelegten dritten Teil schlicht ignoriert wird. Und zugegeben: Der erneut vom Australier Russell Mulcahy („Razorback“) inszenierte Aufguss ist erzählerisch löchriger als jeder Schweizer Käse. Allerdings hängt das Qualitätslevel – und damit verbunden auch die Wirkung – stark davon ab, welche Fassung man sich anschaut. Um aber zu verstehen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass drei offizielle Versionen von „Highlander II“ existieren, muss man in die chaotische Entstehungsgeschichte eintauchen.
Die Vorzeichen für eine Fortsetzung des Klassikers standen zunächst gut: Das Budget wurde gegenüber dem Vorgänger auf rund 30 Millionen Dollar erhöht und Christopher Lambert („Fortress“) sowie Ur-„James Bond“ Sean Connery, die Stars des Originals, waren auch wieder an Bord. Doch die Produzenten Bill Panzer und Peter Davis wählten Argentinien als Drehort. Dort, so die ursprüngliche Erwartung, sollte der Film wesentlich kostengünstiger als in den USA oder Europa produziert werden können. Allerdings befand sich Argentinien wegen des Streits um die Falklandinseln seinerzeit noch immer im Krieg mit Großbritannien. Das hatte Einfluss auf die Zusammenarbeit zwischen den einheimischen und den britischen Produktionsmitgliedern.
Das weitaus größere Problem war jedoch Argentiniens Wirtschaftskrise. Die Landeswährung Austral erlebte eine beständige Talfahrt und trieb die Kosten für den Film damit konstant in die Höhe. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur zwar viele imposante Kulissen bot, diese dem Science-Fiction-Kern der Handlung aber kaum gerecht wurden. Also musste viel Arbeit – und Geld – in die Errichtung von Sets investiert werden. Bei großen Studioproduktionen fallen solche Hindernisse weniger ins Gewicht. Denn entweder wird das Budget aufgestockt oder die Verantwortlichen werden ausgetauscht. Bei „Highlander II“ waren an der Finanzierung aber externe Geldgeber beteiligt, die keinen Einfluss auf die kreative Umsetzung beanspruchten, per Vertrag aber darauf bestehen konnten, einen fertigen Film geliefert zu bekommen.
Um das zu garantieren, werden Unternehmen für Sicherheitsanleihen eingebunden, die bei Gefährdung der Vertragserfüllung die Kontrolle übernehmen. Durch die explodierenden Kosten geschah genau das: Neue Produzenten, Schreiber und Cutter wurden verpflichtet, um den Film so effizient wie möglich zu Ende zu bringen. Panzer, Davis und Mulcahy wurde die kreative Kontrolle entrissen und aus dem vorhandenen Material ein Werk erstellt, das mit der ursprünglichen Vision der Macher nichts mehr gemein hat. Die Kinofassung von 1991 ist für viele Fans ein Ärgernis. Ein Aspekt, der die Gemüter bis heute am stärksten erhitzt, ist die Herkunft der Unsterblichen. Denn die sind plötzlich Außerirdische!

Viel Handlung, wenig Sinn
Connor MacLeod (Lambert) und sein Mentor Ramirez (Connery) stammen in der Kinofassung vom fernen Planeten Zeist, der wirkt wie eine Discount-Version von „Dune“. Nach einem Umsturzversuch werden sie vom fiesen General Katana („Scanners“-Schurke Michael Ironside) gefangen genommen und auf die Erde verbannt. 1995 erhielten Panzer, Davis und Mulcahy die Möglichkeit, den Film komplett umzuschneiden und mehr noch Szenen nachzudrehen. Das Ergebnis ist die Renegade Version, in der die Unsterblichen einer uralten irdischen Hochkultur entstammen und die Aufständischen eben in die Zukunft geschickt werden. Allerdings wurden die Effekte der Kinofassung übernommen.
Das lässt sich u. a. daran erkennen, dass der die Welt umspannende Schutzschirm, der die Menschen vor der todbringenden Sonnenstrahlung schützen soll, in diesen beiden Fassungen rot dargestellt ist. Dabei ist klar erkennbar, dass sämtliche Szenen einen deutlichen Blauschimmer aufweisen. Makel wie dieser wurden erst in der finalen Fassung ausgeräumt, der sogenannten Special Edition, die 2004 mit finanzieller Unterstützung von Lionsgate erstellt wurde. Im Grunde entspricht diese Fassung der Renegade Version; nur eben mit überarbeiteten digitalen Effekten und optimiertem Sound. Gegenüber der Kinofassung weisen Renegade Version und Special Edition einen deutlich veränderten Erzählfluss auf. Der grundsätzliche Szenenfundus ist derselbe. Nur wurden die einzelnen Sequenzen in der späteren Überarbeitung doch sehr unterschiedlich angeordnet.
So steigt die Kinofassung etwa mit dem Rückblick auf die vielen Strahlentoten – darunter MacLeods geliebte Brenda – und den u. a. von MacLeod entwickelten Schutzschirm ein. In den erweiterten Versionen kommt die Erklärung des aufgespannten Schirms erst in Hälfte zwei, wenn MacLeod ^von der Regeneration der Ozonschicht erfährt. Dafür steigen die Renegade Version und die Special Edition gleich mit den Szenen in der Oper ein, wo der greise MacLeod an Erinnerungen über die Vorzeit, Katana und seine Verbannung geplagt wird. Ein weiterer wesentlicher Unterschied umfasst das Ende: Die Kinofassung beweist nämlich überzogenen Märchen-Charme, wenn der schwebende (und leuchtende!) MacLeod mit seiner Holden, der Öko-Terroristin Louise (Virginia Madsen, „Candymans Fluch“), auch ohne Raumschiff nach Zeist fliegen will.
In späteren physischen Veröffentlichungen wurde ein anderes Finale eingefügt – nämlich das auch in der Renegade Version und der Special Edition verwendete, bei dem sich Louise und MacLeod zu Abschiedsworten von Ramirez unter freiem Sternenhimmel um den Hals fallen. Auf dem Weg dahin haben Renegade Version und Special Edition ein paar exklusive Szenen zu bieten. So wie die von MacLeod und Katana am Grab von Brenda, in die letztlich auch die Rückblende ihres Todes eingefügt wurde. Eine weitere neue Sequenz ist der vier Jahre nach dem eigentlichen Produktionsende gedrehte Kampf zwischen MacLeod und Katana auf dem Truck, bevor der Highlander mit Louise die regenerierte Ozonschicht in den Bergen bezeugen kann.

Ein sehenswert misslungener Film
Eine der bis heute markantesten Szenen ist MacLeods und Ramirez Eindringen in die Zentrale der von Scheißkerl Blake (der spätere „Scrubs“-Star John C. McGinley) befehligten Shield Corporation per Auto. Dabei brechen die beiden durch sämtliche Sicherheitszonen und werden von den Wachen übertrieben blutig durchlöchert – und das in der Special Edition sogar noch expliziter als in der Kinofassung. Tatsächlich lässt die erweiterte Fassung „Highlander II“ schlüssiger – und durch die weniger geradlinige Erzählung – auch ein Stück epischer erscheinen. Allerdings dürfte auch die Special Edition der ursprünglichen Intention kaum gerecht werden.
Und doch bietet der Streifen einfach eine herrlich bestusste Mixtur aus Fantasy und Science-Fiction. Dabei befeuert vor allem die teils edle Optik mit ihren aufwendigen Kulissen und Kostümen den Ruf des Edel-Trashs. Auch die Actionszenen sind überwiegend ansehnlich geraten, selbst wenn der Showdown zwischen MacLeod und Katana dem Vorlauf kaum gerecht wird. Da macht der Kampf gegen die beiden fliegenden Vogelmenschen deutlich mehr Eindruck. Bezogen auf den Fassungsvergleich ist die Special Edition aber fraglos die beste Variante eines auf seine Weise sehenswert misslungenen Nonsens-Spektakels.
Wertung: (6 / 10)