„Der Junge will sich in Form halten.“ Fünf Jahre hat Bill Kiowa (Brett Halsey, „Die Rückkehr der Fliege“) im Knast gesessen, wo er mit der Holzreplik eines Colts seine Schnelligkeit beim Ziehen bewahrte. Er solle nicht verbittert sein, sagt der Direktor, als der Sträfling endlich entlassen wird. Kiowa erwidert, er sei nicht verbittert, sondern entschlossen. Im Italo-Western bedeutet das meist Kugelhagel und Rachegelüste. Doch so behände der zornige Ex-Sträfling auch mit dem Schießeisen umgehen kann, der anstehenden Aufgabe kann er sich nicht allein stellen.
Über das Ziel der Vendetta klärt Regisseur Tonino Cervi („Die heißen Engel“) später auf. Erst kauft Kiowa vier Gunmen ein, die für ihre Dienste je 5.000 Dollar erhalten. Der erste ist Raubein O‘Bannion (stoisch: Bud Spencer, „Sie verkaufen den Tod“), dem Sheriff Milton (Wayde Preston, „Django – Gott vergib seinem Colt“), Lebemann Bunny Fox (Franco Borelli, „Die Valachi-Papiere“) und der abgebrühte Spieler Francis „Colt“ Morano (William Berger, „Hasse deinen Nächsten“) folgen. Nach 35 Minuten ist die Teamfindung abgeschlossen und mit dem eiskalten Banditen Elfego (großartig: Tatsuya Nakadai, „Yojimbo“) wird der Gegner vorgestellt.
Der Halb-Japaner, der mit Indianern, Deserteuren und Mördern reitet, pflegt mit der Machete einen ebenso flinken Umgang wie mit dem Colt. Ihn würdigt Angelo Francesco Lavagnino („Fahrt zur Hölle ihr Halunken“) mit einem schmissigen Score, der typische Themen des Italo-Westerns mit fernöstlichen Klangfarben mischt. Über die Hintergründe der Feindschaft gibt eine schwarz-weiße Rückblende Aufschluss, nach der Elfego Kiowas Frau ermordete und ihn dafür in den Kerker wandern ließ. Dass solche Missetaten zu bösem Blut führen, liegt fraglos auf der Hand.
Cervi, der mit Italiens Horror-Papst Dario Argento („Suspiria“) das Drehbuch schrieb, kommt angenehm schnell zur Sache: Der Haftentlassung folgt die Rekrutierung der Mitstreiter und gemeinsam rückt man den Outlaws zu Leibe. Viele Worte verliert Kiowa auf seinem Rachefeldzug nicht und lässt, Training und Entschlossenheit sollen sich schließlich lohnen, lieber die Waffen sprechen. Nach einigem hin und her treffen sich die urigen Anti-Helden und der sehenswert vom Leder ziehende Schurke zum kernigen Showdown im Birkenwäldchen. „Heute ich… morgen Du!“, alternativ auch „Der Dicke ist nicht zu bremsen“ oder „Stoßgebet für einen Hammer“, ist simpel, aber effektiv, ein schnörkelloser Rache-Western mit Atmosphäre und praller Action.
Wertung: (7 / 10)