Ist das noch Blues? Das Schweizer Trio HELL’S KITCHEN ist ihm zweifelsfrei zugetan. Aber ihre Vision reduziert melancholischer Gitarrenmusik, „Dress to Dig“ betitelt, führt über grobe US-Vorgaben weit hinaus. Das eröffnende „A Good End“ rollt das Feld nicht nur dem Titel nach von hinten auf, sondern verblüfft nach Bass-Herleitung vor allem durch Küchen-Percussions mit Waschbrett, Kochtopf und Gläsern. Der in den Refrains fast pop-rockige Gesang, der daneben aber gern auch mal ins schief nölige abdriftet, unterstreicht ebenfalls die Entfernung vom klassischen Blues.
Grundlegend traditionell gehalten ist die Musik der Eidgenossen sicher. Nur öffnet sie sich in stets experimenteller Manier ungewöhnlichen Einflüssen. Das führt zu schrägen Beiträgen wie dem französisch gesungenen „Vilain Docteur“ oder „Born Lover“, denen aber die Konstanz eingängig variationsreicher Nummern der Gangart „Teachers“, „Wait“ oder „From the Start“ beisteht. „Dress to Dig“ ist eine Wundertüte wunderbar eigensinniger Klangverkettung. Deren einnehmenden Sound kreierte übrigens die nicht minder vielseitige Szene-Größe Rodolphe Burger. Allein sein Zutun sollte offengeistigen Musikliebhabern Empfehlung genug sein.
Wertung: (8 / 10)