Helloween – Live in the U.K. (1988, Noise Records)

Ein Live-Album mit einer Spielzeit von 47 Minuten lässt selbst im Metal-Bereich eine durchaus stattliche Songfülle vermuten. Bei HELLOWEEN spricht potenziell bereits der Umstand breitwandiger Epen gegen diese Aussage. Allerdings sind die 13-Minüter „Halloween“ und „Keeper of the Seven Keys“ auf „Live in the U.K.“, dem einzigen offiziellen Live-Album mit Michael Kiske als Haupt-Frontmann, gar nicht enthalten. Dass die Scheibe gerade einmal sieben Tracks enthält, aufgenommen während der „Pumpkins Fly Free“-Tour 1987, liegt an Kiskes ausufernden, dabei aber meist ungemein unterhaltsamen Ansagen.

So adressiert er das Publikum in Edinburgh (Schottland) und Manchester (England) auf ansteckende Weise, macht Scherze und spornt den spürbar begeisterten Pulk zu Interaktionen an. Kaum zu glauben, dass er damals erst 19 Jahre alt war. Als klarster Beleg für die Spielfreude der deutschen Power-Metal-Institution geht „Future World“ durch, das mit Rock’n’Roll-Abstecher, „Happy Halloween“-Einlage und Refrain-Mitsing-Animationen auf fast zehn Minuten gestreckt wird. Auch die „Here We Go“-Sprechchöre vor „How Many Tears“ offenbaren, dass HELLOWEEN viel mehr bieten als Dienst nach Vorschrift. Die großartige Live-Atmosphäre der Platte profitiert davon spürbar.

„How Many Tears“ (von „Walls of Jericho“), letzter Track von „Live in the U.K.“, stammt aus der Zeit, als Gitarrist Kai Hansen noch den Platz am Mikro innehatte. Er verließ HELLOWEEN noch vor der Veröffentlichung der Live-Aufnahmen, um sich der Gründung von GAMMA RAY zu widmen. In der Version mit Kiske entfaltet die Nummer aber noch einmal deutlich größere Wirkung.  Um die braucht sich die geneigte Fan-Basis bei Klassikern wie „A Little Time“, „Dr. Stein“ oder „I Want Out“, alle Teil des „Keeper of the Seven Keys“-Zyklus, keine Sorgen zu machen. Aus retrospektiver Sicht erweist sich als vielleicht einziges Manko, das, gemessen am überschaubaren Umfang, die vergleichsweise schwächeren Stücke „Rise and Fall“ und „We Got the Right“ den Vorzug beim auszugsweisen Mitschnitt erhalten haben.

Alles in allem haben HELLOWEEN aber ein verdammt starkes Live-Erzeugnis vorgelegt, das gut und gern den doppelten Umfang vorweisen könnte und den Fans wohl trotzdem nicht reichen würde. Damit bleibt ein weiterer Klassiker aus der Hochphase einer der besten Metal-Bands Europas. Und die bereitet auch mehr als 35 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung stattliches Vergnügen.     

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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