Wenn Frauen zum Filmauftakt blutverschmiert durch den Wald rennen, ist klar, wohin die Reise geht. Auch „Headhunter: The Assessment Weekend“ nutzt die Grundlage von Backwood-Slasher und Survival-Thriller für einen Natur-Trip ins Grauen. Hintergrund ist, der Titel nimmt es vorweg, das Jobeignungswochenende eines bekannten Consulting-Unternehmens, das in der polnischen Einöde Belastbarkeit und Improvisationsvermögen von sechs Berliner Business-Studenten testen will.
Der mitgereiste Psychologe soll den Bewerbern – darunter der unsicher wirkende Brad (Keith Blaser), Freundin Sarah (Shannon Lower) und der blasierte Streber Roman (Manuel Cortez, „Die Nacht der lebenden Loser“) – auf den Zahn fühlen. Die eigentliche Bewährungsprobe beginnt jedoch, als sie das Basislager auf altem Militärgrund verwüstet vorfinden und das für den Notfall eingepackte Satellitentelefon seinen Dienst versagt. Kann diese Extremsituation etwa noch Teil des Charaktertests sein?
Die Ausgangslage erinnert an Filme wie „Severance“ oder „Wilderness“. Nur scheint Regisseur Sebastian Panneck („Urban Scumbags vs. Countryside Zombies“) nicht so recht zu wissen, in welche Richtung sich der Thriller entwickeln soll. Der Horrorfilme rezitierende Assessment-Teilnehmer darf anfangs noch unterschwellige Selbstironie offenbaren. Doch auch er muss sich im weiteren Verlauf übertriebener Ernsthaftigkeit beugen. Der gut gemachte deutsche Genrebeitrag verspielt sein Potential damit einfach zu schnell.
Dabei ist die Maxime mörderischen Konkurrenzdrucks, die durch den japanischen Firmeneigner Takahashi (Maverick Quek, „Soul Kitchen“) in unfreiwillig komischen Zwischenbegegnungen vorgegeben wird, durchaus schwarzhumorig und reizvoll. Er appelliert an Brads psychopathische Neigungen und fordert neben Skrupellosigkeit und Durchsetzungsvermögen die Köpfe der anderen Teilnehmer. Der Titel wird damit zum zweideutigen Seitenhieb auf die moderne Unternehmenskultur. Nur hätte es für den nicht die Verpackung eines mittelmäßigen Splatterfilms gebraucht.
Wertung: (4 / 10)