Nachdem sie erfolgreich den Vampir und andere Schreckgestalten wiederbelebt hatten, widmeten sich die britischen Hammer-Studios dem Sujet des Psycho-Thrillers. Filme wie „Psycho“ und „Die Teuflischen“, die Noir-angehauchte Krimi-Kost mit Nervenkitzel nach Bauart des klassischen Horrors verbanden, dienten als Maßstab. Nach achtbaren Erfolgen mit „Ein Toter spielt Klavier“ und „Die Ausgekochten“ war „Haus des Grauens“ der dritte Gehversuch, abseits fantasiebetonter Gruselkost Fuß zu fassen.
Heute erinnert sich der allesamt von Jimmy Sangster erdachten Streifen kaum mehr jemand, was gerade angesichts des letztgenannten bedauerlich erscheint. Denn sehenswert ist das Regiedebüt des Kameramannes Freddie Francis („Die Todeskarten des Dr. Schreck“) schon allein wegen der entfesselten Darbietung des späteren Hollywood-Stars Oliver Reed („Die drei Musketiere“). Der spielt Simon Ashby, einen egozentrischen Trinker aus wohl betuchtem Hause, der mit Schwester Eleanor (Janette Scott, „Blumen des Schreckens“) bei ihrer Tante Harriet (Sheila Burrell, „Der Satan mischt die Karten“) aufwuchs.
Neben dem Tod der Eltern galt es für die Geschwister, er zur Aggression neigend, sie labil und manisch depressiv, auch den Selbstmord von Bruder Anthony zu verkraften. Als der (Maurice Denham, „Der Schakal“) nach 11 Jahren unverhofft wieder auf der Bildfläche erscheint, wittern Harriet und Simon einen Erbschleicher. Nur Eleanor schöpft plötzlich neuen Lebensmut und sieht sich allein darin bestätigt, dass der vermisste Heimkehrer tatsächlich detailliertes Wissen über den Lebensweg Anthonys vorweist.
Was folgt ist eine irgendwie typische, in Darstellung und Inszenierung aber stimmungsvoll auf Zelluloid gebrachte Schauermär um Gier, Wahnsinn und die buchstäbliche Leiche im Keller. Fotografiert in stilechtem Schwarz-Weiß, erhält der nicht gerade subtil aufgemachte Thriller zusätzliches Rüstzeug zum kurzweiligen Trip in nostalgische Zeitzonen. Der den Film mit seiner Präsenz maßgeblich prägende Oliver Reed, der grandios zwischen Arroganz und Kaltblütigkeit taumelt, wird in der Deutschen Fassung übrigens von Rainer Brandt vertont, der als Dialogautor und Synchronsprecher („Die Zwei“) Geschichte schrieb.
Wertung: (7 / 10)