Hard Resistance – 1994 Retrospective 2014 (2015, WTF Records)

hard-resistance-1994-retrospective-2014Der europäische Hardcore orientierte sich ab den späten Achtzigern stark am Sound der US-Ostküste. Über die Jahre etablierte sich so eine auch international beachtete Szene, die die Werte ihrer Vorreiter beständig pflegte. Dabei ging es stets mehr um Aggression denn Progression, wobei Systemkritik und Einheitsbeschwörungen bis heute die inhaltliche Marschrichtung vorgeben. HARD RESISTANCE gehörten nie zur Speerspitze dieser musikalischen Strömung und sind doch ein Paradebeispiel für die Euro-Adaption des klassischen MADBALL-Sounds, bei dem sich Hardcore ohne Firlefanz mit Metal paart.

Anlässlich ihres 20-jährigen Dienstjubiläums veröffentlicht WTF Records eine Doppel-CD, die das Wirken der Belgier über 20 Tracks zusammenfasst. Über eine bloße Werkschau-Kompilation geht diese Best of-Veröffentlichung aber allein deshalb schon hinaus, weil die Band sämtliche Stücke neu eingespielt hat. So fällt keiner der Songs qualitativ ab und selbst alte Nummern wie „Bag of Trash“ (von der selbstbetitelten ’95er-Debüt 7″), „Just a Fake“ oder „Friendship“ (von der ’96er-EP „We Own the Streets“) bringen (neuen) zeitlosen Glanz in die Hütte.

Der vorangegangene Vergleich mit MADBALL kann dabei nahezu beständig bestehen bleiben, woran neben dem schnörkellosen Vorwärtsdrang auch das satte Grölorgan Ron Bruynseels Anteil hat. Anfang des neuen Jahrtausends strichen HARD RESISTANCE die Segel, um sich 2008 für ein paar Konzerte zusammenzuraufen. Dass daraus wieder Lust am traditionellen Krachschlagen erwuchs, beweisen das 2012 veröffentlichte Comeback-Album „Lawless & Disorder“ sowie die ein Jahr später nachgereichte „Euphemism“-EP. Von diesen jüngsten Outputs finden sich aber lediglich einzelne Tracks auf „1994 Retrospective 2014“.

Im Vordergrund stehen die ersten beiden Alben und EPs. Die musikalische Entwicklung der Band ist dabei trotz non-chronologischer Sortierung gut erkennbar. Von althergebrachten Moshern mit Metal-Kante geht es in Richtung rockigerer und Punk-beeinflusster Nummern. An Hits – etwa „Wake Up“, „Sad Reality“, „Release the Brake“, „Run for the Door“, „Tonight“ oder „New World Order“ – mangelt es nicht, so dass es HARD RESISTANCE dank des angeglichenen Sounds nicht allein für bislang Unkundige neu zu entdecken gilt. Eine starke Werkschau!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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