Die Karriere von Western-Altstar Glenn Ford („Zähl bis drei und bete“) hatte bereits schwere Schlagseite erlitten, bevor er 1981 für „Happy Birthday to Me“ vor der Kamera stand. Seine belächelnswerte Performance als Psychologe Faraday ließ den Ruhm vergangener Tage endgültig verblassen, bescherte dem Slasher-Streifen jedoch einen gewissen Kuriositätenstatus. Trotz einiger offenkundiger Schwachstellen brachte es der von J. Lee Thompson gedrehte Horror-Thriller auf eine gesunde Reputation bei Genrefans, die, bedingt durch einfallsreiche Mordszenarien und ein zwar wirres, dafür aber ungemein effektives Finale, bis heute Bestand hat.
Thompson, der vor allem durch diverse Charles-Bronson-Spätwerke (u. a. „Murphy’s Law“, „Death Wish 4“) Bekanntheit erlangte, dehnte den dünnen Plot einer dezimierten High-School-Clique (darunter Lisa Langlois, „Die Klasse von 1984“) auf mehr als 100 Minuten Lauflänge, was Füll- und überflüssigen Dialogszenen bisweilen doch ein deutliches Übergewicht verschafft. Auch schauspielerisch hat der Film kaum mehr als kreischigen Standard zu bieten, wenn Hauptakteurin Melissa Sue Anderson (bekannt für ihre Darstellung der Mary Ingalls in „Unsere kleine Farm“) auch redlich gegen das kreuzbrave Image anspielt. Sie ist Virginia Wainwright, traumatisierter Backfisch mit Erinnerungslücken, der beim fortlaufenden Verschwinden ihrer Freunde bald ein furchtbarer Verdacht kommt.
Dass der Horrorfilm bereits vor „Saw IV“ unappetitliche Bohrungen in den freigelegten Schädel offenbarte, belegt „Happy Birthday to Me“ in den Virginias Vergangenheit beleuchtenden Rückblenden. Der Unfalltod der Mutter, deren Grab praktischerweise gleich in der Nähe des Haues liegt, warf sie aus der Bahn und prädestinierte sie für medizinische Versuchsreihen. Im Hier und Jetzt der Handlung steht aber der elitäre Freundesverbund, darunter Matt Craven („Jacob’s Ladder“) und Jack Blum („Meatballs“), der durch allerhand fiese Streiche einen einschlägigen Ruf erlangt hat. Einer der ihren aber scheint den anderen mit schwarzen Lederhandschuhen das Leben verkürzen zu wollen, was ohne logischen Rückhalt zu makabren Bluttaten (fast legendär ist die Zweckentfremdung des Schaschlik-Spießes) führt.
Spannend ist das durch den immer wieder einkehrenden Leerlauf – siehe das Fußballspiel oder die meist dröge Interaktion der Freunde – nur bedingt. Allerdings präsentiert Thompson auch diverse Szenen plötzlich aufbrechender Suspense und bemüht sich redlich, aus den vielen falsch gelegten Fährten atmosphärisches Kapital zu schlagen. Neben den Morden schöpft sich der Status des Slashers aber hauptsächlich aus dem Finale, das Virginias Geburtstagsfeier ungeachtet der zur Filmmitte präsentierten Wendung einen Twist verpasst, der zugleich originell und meilenweit an den Haaren herbeigezogen ist. Freunde der alten Schlitzer-Schule kommen damit sicher auf ihre Kosten. Und wenn alles nichts hilft, kann man sich immer noch über Glenn Fords keimfreien Auftritt als Schmalz-Psychiater amüsieren.
Wertung: (5 / 10)