Bei einem unerwarteten Kassenschlager wie „Hangover“ mitsamt einem Einspielergebnis von knapp einer halben Milliarde US-Dollar lässt sich Hollywood kaum zweimal bitten. Natürlich durfte bzw. musste das Wolfsrudel ein weiteres Mal aktiviert werden. Mit Bangkok als Kulisse hat man sicherlich eine vorzeigbare Steigerung präsentieren können. In Punkto Inhalt schlängelt sich „Hangover 2“ allerdings lediglich um die Klippen des Vorgängers und wirkt nicht nur auf den ersten Blick wie die sprichwörtliche Melkkuh.
Nun liegt es an Stu (Ed Helms), der in Thailand seine Freundin ehelichen möchte. Grundvoraussetzung, es darf keinen Junggesellenabschied geben. Dieses Eingeständnis bringt nach einigen Zwischenrufen von Phil (Bradley Cooper) und Dough (Justin Bartha) auch Alan (Zach Galifianakis) auf die Gästeliste. Es kommt, wie es kommen musste. Ein (!) Bier nach einem geselligen Abendessen im Familienkreis reicht aus, um Phil, Alan und Stu irgendwo in Bangkok aufwachen zu lassen. Zu allem Überfluss haben sie noch den Bruder der künftigen Braut verloren, von dem sie in ihrem Hotelzimmer nur den Ringfinger auffinden. Darüber hinaus haben sie die Nacht mit Mr. Chow (Ken Jeong) verbracht, der nach einer Nase Koks jedoch erst einmal bewusstlos zusammenbricht, bevor er ihnen die Wahrheit über die letzten Stunden erzählen kann. Die Reise beginnt somit aufs Neue.
Im Grunde wiederholt Regisseur Todd Phillips seine Tour de Force von 2009 vor lediglich anderer Kulisse. Das Bangkok mehr zu bieten hat als Las Vegas, versteht sich von selbst. So ist es vor allem die Stadt selbst, die in manchen Sequenzen ihre unglaubliche Schönheit entfaltet und für staunende Blicke sorgt, an anderer Stelle wiederum wie ein riesiger, dreckiger Moloch wirkt. Grundsätzlich bleibt aber alles beim Alten, nur dass es jetzt noch schneller zur Sache geht und die Protagonisten – allen voran Zack Galifianakis – ordentlich Gas geben dürfen. Mit Ausnahme von Justin Bartha („Lieber verliebt“), der schon im ersten Teil kaum stattfand und auch hier die Sause getrost verpassen darf. Das komödiantische Potential liegt woanders, welches Todd Phillips von der ersten Minute an ohne Rücksicht ausnutzt.
Allerdings halten sich die Überraschungen erstaunlicherweise in Grenzen. Statt des fehlenden Zahns ist es hier ein Tattoo, Tiger und Baby werden durch Affe und Mönch ersetzt, Ed Helms trällert einen Song und auch Mike Tyson ist sich für ein kurzes Wiedersehen nicht zu schade. Spannend ist das kaum, unterhaltsam dafür immer noch. Dass man aus der Stadt und den kulturellen Unterschieden mehr hätte machen können, steht dennoch außer Frage. Die Actionschraube wurde angedreht, zudem geht es – ganz im Sinne von Fortsetzungen – hin und wieder etwas derber zur Sache. Doch trotz deutlicher Parallelen zum Vorgänger kann man sich am selbsterklärten Wolfsrudel abermals kaum sattsehen. Ed Helms („The Office“) als hysterischer Part, Bradley Cooper („Das A-Team“) als Kopf und Zach Galifianakis („Stichtag“) als naiver Sidekick und Vorlagengeber pasen einfach zusammen. An den großartigen Erstling kommt „Hangover 2″ – selbst wenn man das lieblose Drehbuch ausblendet – trotzdem nicht heran. Für ein paar Lacher und nette Unterhaltung reicht es aber immer noch. Den Darstellern, darunter auch Charakterdarsteller Paul Giamatti („Sideways“), sei Dank.
Wertung: (6,5 / 10)