Halloween Ends (USA 2022)

„I’ve run from you. I have chased you. I have tried to contain you. I have tried to forgive you. I thought maybe you were the Boogeyman. No, you’re just a man who’s about to stop breathing.“ – Laurie Strode

Alles hat ein Ende. Auch David Gordon Greens Fortsetzungstrilogie zum Slasher-Meilenstein „Halloween“ (1978). Dem Anspruch der einzig wahren Weitererzählung wurde sie kaum gerecht. Doch erlaubte die Aussparung der vorangegangenen Sequels immerhin die Rückkehr der in „Halloween: Resurrection“ (2002) getöteten Laurie Strode. An ihr, bzw. der abermals sehenswerten Scream-Queen Jamie Lee Curtis („Terror Train“), kann das relative Scheitern der alternativen Zeitleiste nicht festgemacht werden. Bei deren Abschluss, „Halloween Ends“, ist es paradoxerweise das Bestreben von Green und seinen Co-Autoren (darunter erneut der auch produzierende Schauspieler Danny McBride, „Alien: Covenant“), erzählerisch vom gewohnten Terrain abzurücken, das die größte Angriffsfläche für Kritik offenbart. 

Der ambitionierte Veränderungswillen zeigt sich bereits beim Prolog, in dem der Babysitter an Halloween ausnahmsweise männlich ist. Doch Corey (Rohan Campbell, „The Hardy Boys“) wird nicht vom berüchtigten Serienmörder Michael Myers heimgesucht, sondern verursacht unbeabsichtigt (und mit Messer in der Hand) den Tod des Jungen, auf den er aufpassen soll. Fortan haftet ihm das Stigma des psychopathischen Mörders an. In Haddonfield, der Heimatstadt von Myers und seiner wehrhaften Schwester Laurie, ist er damit nicht allein. In der Nebeneinander- und später der Gegenüberstellung von Laurie und Corey steckt das Bestreben, die Überwindung von Traumata zu thematisieren. Nur geschieht dies bei den beiden einer alltäglichen Normalität immer wieder beraubten Figuren auf denkbar unterschiedliche Weise.

Während Laurie, die nach der Ermordung ihrer Tochter am Ende von „Halloween Kills“ (2021) mit Nichte Allyson (Andi Matichak, „Assimilate“) zusammengezogen ist, an ihren Memoiren arbeitet, um einen Schussstrich unter ihr Leid zu ziehen, gibt Corey seinen brutalen Sehnsüchten zunehmend nach. Die sich entwickelnde Beziehung zu Allyson bremst diese Entwicklung nicht. Erst recht nicht, als er nach der Demütigung durch eine Gruppe Rowdies von einer Brücke stürzt und von Myers in ein Abwasserrohr gezogen wird, wo er sich seit seiner letzten Blutnacht versteckt hält. Dass der erste Auftritt des ikonischen Schlitzers mit der weißen Maske nach fast 40 Minuten erfolgt, zeigt deutlich das veränderte erzählerische Gewicht. Es ist offensichtlich, dass das Produktionsteam, zu dem neben Jason Blum („The Purge“) auch Curtis und „Halloween“-Schöpfer John Carpenter zählen, die Entmystifizierung des unsterblichen Boogeymans auf die Spitze treiben wollte.

Tatsächlich führt Myers Vermenschlichung, die in ähnlicher Form bereits in Rob Zombies „Halloween II“ (2009) praktiziert wurde, dazu, dass das Böse seinen Schrecken verliert. Der gefürchtete Killer ist ein alter Mann, der erst durch Corey wieder dazu verleitet wird, das Messer zu schwingen. Nur das angedeutete Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen den beiden passt nicht so recht ins Gesamtbild. Aber dass Corey von der überstrengen Mutter drangsaliert wird, füttert bereits im Vorfeld das klischeehafte Profil eines angehenden Serienmörders. Nachdem der Plot lange das Außenseiter-Psychogramm behandelt hat, kommt im Schussdrittel dann doch noch die Slasher-Klientel auf ihre Kosten. Dabei wird nicht mit Gewalt, Blut und Genre-Standarten gegeizt. Und doch steuert „Halloween Ends“, gerade für Laurie, auf einen eindeutigen Abschluss zu.

Was Green & Co. nicht vorgeworfen werden kann, ist ein Mangel an gesuchter Nähe zu Carpenters Ursprung. Auch das Finale der Trilogie steckt voller Verweise und Anspielungen. Erwähnt sei lediglich die Ausstrahlung von „The Thing“ (1983) am einleitenden Halloween-Abend. Denn nicht nur lief das Original von 1951 im ersten „Halloween“ im Fernsehen, das Remake wurde zudem von Carpenter inszeniert. So sehr sich die Fans aber an derlei geschlossenen Kreisen erfreuen können, so schwer wiegt doch das Versäumnis eines für Michael Myers würdigen Abschieds. Der in den Credits als „The Shape“ benannte Killer ist hier lediglich ein Schatten seiner selbst, der ohne seinen Quasi-Zivildienstleistenden Corey kaum aktiv ins Geschehen eingreift. Allerdings ist das Ende dieser narrativen Realität nicht das endgültige Aus von Myers. Rechteinhaber bleibt nämlich Produzent Malek Akkad. Und in welch alternativem Zeitfenster sein Boogeyman künftig Klingen in Körper treibt, dürfte ihm allein schon aus wirtschaftlichem Kalkül heraus egal sein.    

Wertung: 4.5 out of 10 stars (4,5 / 10)

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