Angefacht durch den Erfolg des Vorgängers ging Michael Myers bereits ein Jahr nach „Halloween 4” erneut auf Teenager-Hatz. Der dritte Beutezug des manischen Killers hatte 17 Millionen Dollar eingespielt – bei Produktionskosten von gerade einmal 5 Millionen Dollar. Das überraschend positive Abschneiden des Films an den Kinokassen bewies Moustapha Akkad, dass die Zuschauer das Interesse an der Serie nicht verloren hatten. Und so trommelte man die bewährte Besetzung aus Part vier zusammen und krempelte sich einen soliden Cliffhanger als Bindeglied zwischen Rückkehr und Rache des Michael Myers aus dem Ärmel.
Nach der kollektiven Perforierung des mordgierigen Heimkehrers am Ende von „Halloween 4“ stürzt Myers in einen stillgelegten Minenschacht. Während der Stollen mit einer Stange Dynamit versiegelt wird, kriecht der angeschlagene Killer in Gegenrichtung ins Freie. Dort lässt er den Leib ins kühle Nass eines reißenden Flusses plumpsen und treibt – mit deutlich sichtbarer Rettungsweste über dem Overall – davon. An der Hütte eines alten Mannes findet der Badespaß ein jähes Ende, und der triefnasse Rumtreiber bricht erschöpft zusammen.
Unterdessen wird Jamie (Danielle Harris, „Free Willy“) in der Haddonfield Childrens Clinic von schrecklichen Visionen geplagt. Ob diese nun zwölf volle Monate andauern bleibt ungeklärt. Denn am Tage von Halloween des darauffolgenden Jahres greift Michael Myers seine Maske vom Haken und tötet seinen spendablen Gastgeber. Sinn ergibt dieses temporäre Paradoxon nicht, aber dem Titel der Reihe muss schließlich Tribut gezollt werden.
Inmitten eines der epileptischen Anfälle von Jamie taucht plötzlich Doktor Loomis (Donald Pleasance, „Der Adler ist gelandet“) in der Klinik auf und kündet von einer möglichen Rückkehr des Michael Myers. Rachel (Ellie Cornell, „House of the Dead“) hat derweil versprochen, Halloween zusammen mit ihren traumatisierten Eltern außerhalb von Haddonfield zu verbringen. In der Zwischenzeit soll ihre Freundin Tina (Wendy Kaplan, „Blood Deep“) ein Auge auf Jamie haben. Doch bevor Rachel die Stadt verlassen kann, wird sie von Myers getötet. In den Wirren einer ausschweifenden Kostümparty auf einer Farm jenseits des Städtchens taucht dieser am Abend ebenfalls auf, um Jamies Existenz endgültig auszulöschen.
Einmal mehr ist jedoch Loomis zur Stelle, so dass ersatzweise eben ein Rudel chargierender Dorflümmel ins Gras beißen muss. Mit Jamie als Lockvogel stellt der nicht minder psychopatische Geistesdoktor seinem einstigen Patienten im verlassenen Domizil der Familie Myers eine Falle – und erlebt nach Gefangennahme des übermenschlichen Unholds eine böse Überraschung. Nach der gelungenen Überleitung von Teil vier auf fünf macht sich zusehends Einfalt breit. Das ist weniger der soliden Umsetzung des Schweizer Filmemachers Dominique Onegin-Girard („Adrenalin“, „Kreuzritter – The Crusaders“) zu schulden, als vielmehr dessen krudem Drehbuchentwurf. Denn „Halloween 5 – The Revenge of Michael Myers“ ist bis zum Bersten angefüllt mit hochgradig lächerlichen Charakteren.
Jamie – zumindest offenbart Danielle Harris schauspielerische Qualitäten – hangelt sich am telepathischen Netzwerk mit Onkel Michael durch abstruse Plotlöcher und verhaltenen Spannungsaufbau. Das darstellerische Vakuum Wendy Kaplan stolpert als affektiert flippige Tina von einer geräuschvollen Peinlichkeit in die nächste. Zwar verkommt diese kurzzeitig zum heroischen Spielball des Films, doch hat Fließbandmetzger Myers schlussendlich ein Einsehen und frikassiert auch sie fachgerecht.
Den Fang des Tages tätigt jedoch Donald Pleasance, dessen Doktor Loomis allmählich abstrakte Formen annimmt. Nicht nur narbentechnisch deutlich verkrusteter als in „Halloween 4“, sondern auch in der Kausalkette weit unter Normalnull agierend. Mit Donald L. Shanks streift der Tradition entsprechend ein weiterer Stuntman („Dumm und Dümmer“, „Bats“) Overall und Maske des unaufhaltbaren Mörders über. Allerdings atmet Michael Myers unter Dominique Onegin-Girards Direktion beständig geräuschvoller als Darth Vader mit Brösel auf der belegten Schalmei. Nicht minder hanebüchen erscheint auch die Einführung zweier schematisch humoristischer Hilfspolizisten.
Der ´Schwarze Mann` verbreitet in „Halloween 5“ längst keinen Schrecken mehr. Mit einiger Genugtuung nimmt der Betrachter die zum Teil fantasievolle Ausradierung der strapaziösen Handlungsträger wahr. Dazwischen jedoch klafft dramaturgische wie inhaltliche Leere. Pluspunkte verbucht der Film durch die stimmige Kameraführung und die passablen Effekte der KNB Group („Tanz der Teufel 2“, „From Dusk Till Dawn“). Gegen Ende keimt dann noch Konfusion auf, wenn eine bereits zuvor angedeutete, gänzlich in schwarz gekleidete Gestalt in der Polizeistation ein Blutbad anrichtet und Michael Myers aus seiner Zelle befreit. Wer sich hinter dem Fremden – der ein identisches Runenmahl wie Myers aufweist – verbirgt, erklärt der Film nicht.
Der zu diesem Zeitpunkt schwächste Teil der Reihe ist ein inszenatorisch solide heruntergekurbelter Horror-Schnellschuss ohne Inspiration oder Ideen. Das Finale stößt erstmals eine direkte Pforte für eine weitere Fortsetzung auf. Doch schürt die kryptische Figur des kaltblütigen Unbekannten – dem in Teil sechs eine entscheidende Rolle zukommt – herzlich wenig Interesse an einer Auflösung des Mysteriums. Immerhin einer der wenigen Filme seiner Art, der sich offen für Safer-Sex ausspricht.
Wertung: (3 / 10)