Halloween 4 – Michael Myers kehrt zurück (USA 1988)

halloween4Nach dem in beinahe jeglicher Hinsicht enttäuschenden „Season of the Witch“, bei dem selbst Universal Pictures die Lust auf weitere Fortführungen der Reihe vergangen war, mussten erst sechs Jahre ins Land gehen, ehe Moustapha Akkad ein weiteres Mal zum herbstlichen Hauen und Stechen lud. Mit Unterstützung der unabhängigen Filmschmiede Galaxy International läutete „Halloween 4“ – sehr zur Freude der zahlreichen Fans – die Rückkehr des Zugpferdes der Serie ein und reanimierte Michael Myers entgegen jeder am Ende von Part 2 gesponnenen Realität.

So fristet der wahnsinnige Vielfachmörder ein eintöniges Dasein als verkohltes Brikett auf einer Liege des Ridgemont Federal Sanatoriums. Wie es Zufall und Drehbuch jedoch so wollen, soll Myers nach einer bewegungslosen Dekade verlegt und ins Smith Grove Hospiz überstellt werden. Dabei macht es zwar wenig Sinn, einen manischen Serienkiller bei Nacht und ohne jegliches Sicherheitspersonal überführen zu wollen, doch hält den bewegungsapathischen Brutzler nach 10 Jahren der Regungslosigkeit wohl niemand mehr für gefährlich.

Aber wir ahnen es bereits, am nächsten Morgen findet sich der Krankentransporter im Kiesbett und der Leib von Michael Myers nimmermehr. Der fragliche Verbleib des Gefangenen ruft schließlich den altbekannten und – in Anbetracht des feurigen Finales von „Halloween II“ – lächerlich gering vernarbten Doktor Loomis (Donald Pleasance, „Fürsten der Dunkelheit“) auf den Plan. Dieser begibt sich in weiser Voraussicht sogleich nach Haddonfield. Denn nicht nur das Halloween vor der Tür steht, lebt dort doch auch die letzte Anverwandte der durch einen Autounfall ums Leben gekommenen Laurie Strode – ihre Tochter Jamie (Danielle Harris, „Last Boy Scout“).

Wozu ein Risiko eingehen, wenn das Konzept des Originals noch immer funktioniert? Diesem Schluss entsprechend erweist sich der solide Grund von „Halloween 4 – The Return of Michael Myers“ nicht gerade auf Originalität gebettet. Das die Rechnung dennoch aufgeht, verdankt der Film der routinierten Regie von B-Filmemacher Dwight H. Little („Rapid Fire“). Bereits im gut fotografierten Vorspann setzt „Halloween 4“ auf die Atmosphäre von Carpenters unerreichtem Serienauftakt. Die Bebilderung wirkt stimmig, die Ausleuchtung gut und musikalisch wird auf den bewährten Score zurück gegriffen.

Auch stilistisch nähert sich „The Return of Michael Meyers“ dem originalen „Halloween“. Massenmörder Meyers, figuriert von Stuntman George P. Wilbur („Das Schweigen der Lämmer“, „Spider-Man“), schält sich wie einst Nick Castle effektvoll aus der Finsternis des Bildhintergrunds. Selbst auf fallendes Laub wird wieder Rücksicht genommen. Darüber hinaus verzichtet Regisseur Dwight H. Little vornehmlich auf Gewaltentgleisungen, explizit wird kaum ein Mord gezeigt. Doch hielt dieser Umstand die deutschen Zensoren nicht davon ab, „Halloween 4“ für eine Freigabe ab 16 Jahren beinahe seines gesamten Gore-Aufkommens zu berauben. Die größte Raffinesse behält sich das Skript jedoch für die zweite Hälfte des Films vor, wenn John Carpenters Vorliebe für Westernstoffe mit der Verschanzung im Haus des Sheriffs in bester „Rio Bravo“-Tradition Referenz erwiesen wird.

Darstellerisch bewegt sich „Halloween 4“ im überzeugenden Bereich. Donald Pleasance gibt erneut den Doc Loomis, in Sachen Artillerie diesmal auf Automatik umgestiegen und offenkundig selbst ein wenig verwahrlost im Oberstübchen. Doch profitiert der Film durch die Andeutung des mentalen Verfalls seines alternden Helden nur unzureichend. In der Rolle von Meyers Nichte Jamie gibt Danielle Harris einen gelungenen Leinwandeinstand, während Ellie Cornell („House of the Dead“) als deren Stiefschwester eine durchweg gute Figur macht. Nebenbei bieten Beau Starr („The Corruptor“), Gene Ross („Friday the 13th – The Final Chapter”) und Kathleen Kinmont („Bride of Re-Animator“) ansprechende Leistungen im Abseits der moderaten Suspense.

„Halloween 4“ besticht durch seine, gemessen am Standart gängiger Slashersequels, überdurchschnittliche Inszenierung. Das Dwight H. Little im Grunde nur die Handlung von Teil eins abspult und sich bemüht, ein eben solch wirkungsvolles Finale heraufzubeschwören wie einst John Carpenter, steht der straffen Atmosphäre dabei nur unwesentlich im Wege. Denn die finale Wendung, in der Jamie in bester Tradition ihres Onkels Michael mit einer Schere auf den Körper der Stiefmutter einsticht, funktioniert und entlockt Donald Pleasance eine der ergreifendsten Performances seiner gesamten Karriere. Der einschneidende Soundtrack erfährt durch Alan Howarth, welcher Carpenter bei den „Halloween“-Teilen 2 und 3 an den Reglern zur Hand gegangen war, eine lediglich geringfügige Abwandlung und bleibt dem Geist des Originals treu. Die gute Arbeit von Peter Lyons Collister („The Replacement Killers“) hinter der Kamera untermauert den insgesamt positiven Gesamteindruck.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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