H6 – Tagebuch eines Serienmörders (E 2005)

h6serienkillerMartin Garrido Barón ist Maler und – ungeachtet seiner erst 24 Jahre – ein überaus erfolgreicher. Als er 17 ist stellt eine Galerie erstmals Bilder von ihm aus. Dem Katalanen scheint das nicht genug. Mit 22 dreht er seinen ersten Film, „H6 – Tagebuch eines Serienmörders“. Für das heikle Thema findet er harmonische Bildkompositionen. Daneben aber zeigt er einen Killer, der viel sagt, dabei aber nichts aussagt.

Aus Eifersucht erwürgt Antonio (Fernando Acaso) seine Freundin. Für die Tat geht er ins Gefängnis. Jahre später, nach seiner Entlassung, erbt er die Pension einer verstorbenen Tante. Er heiratet die Krankenschwester Francisca (Maria José Bausá) und baut sich eine bürgerliche Existenz auf. Doch der Schein trügt. Noch während des Strafvollzugs hat Antonio Pläne geschmiedet. Und diese sehen die detaillierte Aufzeichnung späterer Tötungen vor. Organisiert und mordlüstern lockt er Prostituierte in sein Heim. Nach Tagen der Qual zückt er die Kettensäge und zerstückelt seine Opfer auf bestialische Weise.

Explizite Gewalt zeigt Barón nicht. Wenn Antonio zum Werkzeug greift spritzt das Blut eimerweise. Die Verstümmelungen aber werden ausgeblendet. Es spricht für den Regieneuling, sein Werk nicht auf vordergründige Gewaltausschlachtung zu fixieren. Trotzdem ist sein geschwätziger Thriller als Psychogramm eines Triebmörders kaum geeignet. Das hängt vor allem mit der Darstellung der Hauptfigur zusammen. Zwar ist diese ausreichend widersprüchlich – auf der einen Seite proklamiert Antonio lautstark seine Abneigung gegenüber der Prügelung von Frauen, auf der anderen vergewaltigt und tötet er sie – dargestellt, unnötigerweise aber kaum wertend betrachtet.

Wo die Nüchternheit der Erzählung bei „Henry – Portrait of a Serial Killer“ verstörend wirkte, bleibt die Schockwirkung in „H6“ aus. Der Mörder ist Mensch voller Abgründe, offenbart diese aber kaum. Er bleibt meist ein Pol der Gelassenheit, strömt sogar Zuversicht aus. Von Schuldgefühlen, geschweige denn Reue fehlt jede Spur. Das nimmt dem im Ansatz viel versprechenden Film jegliche Eindringlichkeit. Zumal Antonio, nachdem ihm die Polizei auf die Schliche gekommen ist, eine Cleverness zeigt, die ihn auf lange Sicht zum ungeschorenen Sieger macht.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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