John Cusack („High Fidelity“) ist der sympathische ewig Junggebliebene Hollywoods. Drama beherrscht er ebenso wie Komödie, wobei juveniler Charme und ein Hang zu grundlegender Melancholie zu seinen Markenzeichen wurden. Neben der Schauspielerei betätigt sich der heute 45-jährige auch als Drehbuchautor und Produzent. Mit seinem engen Freund Jeremy Piven („Entourage“) gründete er die Produktionsfirma New Crime Productions, die mit der Thriller-Posse „Grosse Pointe Blank“ gleich einen kleinen Klassiker auf den Weg brachte. Cusack selbst übernahm dabei die Hauptrolle (Piven einen Nebenpart) und muss sich als Auftragskiller in der Midlife Crisis Konkurrenz und Vergangenheit stellen.
Vor zehn Jahren verließ Martin Blank (Cusack) über Nacht die heimatliche Kleinstadt Grosse Pointe und ließ sich beim Militär zum Mörder ausbilden. Damit machte er sich später selbstständig und erledigt seither jeden Auftrag gewissenhaft und gründlich. Doch etwas fehlt in seinem Leben. Psychiater Dr. Oatman (spielte mit Cusack auch in „America’s Sweethearts“: Alan Arkin), den er gegen dessen Willen regelmäßig auf- und heimsucht, ist mit dem redebedürftigen Killer heillos überfordert. Allein Martins Sekretärin Marcella (aufgedreht: Cusacks Schwester Joanne, „Arlington Road“) glaubt zu wissen was dem gestressten Boss Linderung verschaffen könnte: Das Ehemaligentreffen der Grosse Pointe High School.
Auf eine Reise in die Vergangenheit hat der Mietmörder aber partout keine Lust. Ein verpatzter Auftrag zwingt ihn jedoch zu einem (natürlich letzten) Hit aus Kulanz. Und der führt in ausgerechnet in die alte Heimat zurück. Was Regisseur George Armitage („Miami Blues“) mit der temporeichen Burleske auftischt, ist ein grotesker Selbstfindungstrip mit Wortwitz und spielfreudigen Darstellern. In Grosse Pointe angekommen, wird Martin gleich von der eigenen Historie eingeholt. Das Haus seiner Eltern (der Vater ist lange tot, die demente Mutter sitzt im Pflegeheim) ist einem Supermarkt gewichen und seine alte Liebe Debbie (Minnie Driver, „Good Will Hunting“), die ihre Enttäuschung über sein plötzliches Verschwinden nie verwunden hat, stellt den Heimkehrer in ihrer Radiosendung bloß.
Damit nicht genug, findet sich auch Martins Konkurrent Grocer (Dan Aykroyd, „Ghostbusters“) im beschaulichen Provinzstädtchen ein, um ihn von den Vorzügen einer Berufsmörder-Vereinigung zu überzeugen und gleich noch seinen Auftrag zu übernehmen. Um ihn in Schach zu halten hat Grocer gar zwei Bundesagenten (u.a. Hank Azaria, der auch in „America’s Sweethearts“ mitwirken sollte) auf Martin angesetzt. Der wiederum scheint gewillt, tatsächlich abzuschalten, sich mit Debbie zu versöhnen und beim Schulfest eine gute Zeit zu haben. Das aber klappt nur so lange, bis ihn Killer PuBelle (Martial Arts-Star Benny ´The Jet` Urquidez, „Dragons Forever“) wegen eines zufällig pulverisierten Hundes zu töten versucht.
Neurotische Mietmörder tauschen sich über Beruhigungsmittel aus oder machen sich das Leben mit Waffengewalt schwer. Neu ist der Ansatz von „Grosse Pointe Blank“ (deutscher Kinotitel: „Ein Mann, ein Mord“) sicherlich nicht. Im Zusammenspiel mit nachdenklichen Zwischentönen und der sich neu entfachenden Gefühle zwischen Martin und Debbie wird daraus aber ein erfrischend leichtfüßiger Spaß mit pointierten Gewaltspitzen und herrlich überzeichneten Figuren. Ungeachtet der verschiedenen erzählerischen Fäden wirkt der Film nie überfrachtet, sondern verleiht der Überforderung der Hauptfigur vielmehr ungemein situationskomisch Ausdruck. So bleibt ein lockerer Mix aus Thriller, Romanze und Komödie, der auf allen Ebenen wunderbar funktioniert und Cusacks Qualitäten (und Markenzeichen) trefflich hervorhebt.
Wertung: (8 / 10)