Green Day – Tune In, Tokyo… (2001, Reprise Records)

Für Bands westlicher Herkunft ist Japan ein beliebtes Pflaster. Der Reiz speist sich vorrangig aus kulturellen Kontrasten und den teils übertrieben anmutenden Eigenheiten des Publikums. Mehr noch: Die Musikschaffenden werden meist gnadenlos abgefeiert. So auch GREEN DAY, die auf der Vorstellungstour ihres Albums „Warning“ (2000) im Frühjahr 2001 in Japan gastierten und aus Live-Aufnahmen die EP „Tune in, Tokyo…“ zusammenstellten. Diese wurde zunächst, wie auch „Foot in Mouth“ (1997), exklusiv für den dortigen Markt produziert, später aber auch in limitierter Auflage in Nordamerika und Europa vertrieben.

Die sieben darauf enthaltenen Tracks stammen mit Ausnahme von „King For a Day“ aus dem „Warning“-Fundus. Anders als auf besagter Konserve, die GREEN DAY erstmals deutlich geglättet und mehr dem (Stadion-)Rock als dem (Pop-)Punk zugetan zeigt, verfügen die Live-Versionen über ein sympathisches Mehr an Energie. Während das eröffnende „Church on Sunday“ diesen markanten Unterschied noch andeutet, wird den folgenden „Castaway“ und „Blood, Sex & Booze“ in der Bühnenversion mehr Druck und vor allem Tempo zuteil. Beim erwähnten, mit Dixie-Ska angereichterten „King For a Day“ drücken die Urheber gar derart auf die Tube, dass Frontmann Billie Joe Armstrong kaum mit dem Text hinterherkommt.

Solche dem Perfektionsstreben der Mainstream-Punks wiederstrebenden Momente mehren den Unterhaltungswert von „Tune in, Tokyo…“. Der Live-Sound wird dabei erwartbar professionell eingefangen, was auch die teils überschäumenden Reaktionen des Pulks – u. a. bei Armstrongs typischen Heyho-Mitgrölanimationen oder eingestreuten Zuschauerbeleidigungen – in entsprechender Lautstärke umfasst. Damit werden auch die übrigen Stücke, namentlich „Waiting“, „Minority“ und „Macy’s Day Parade“, vom Rausch der geschwinden Abhandlung getragen. Damit haftet GREEN DAY zumindest für diese halbe Stunde wieder der Charme der unangepassten Jungspunde an, denen es um nichts anderes geht als eine gute Zeit zu haben. Man bekommt die Rocker eben aus dem Punk, den Punk aber nicht aus den Rockern. Eine durchaus beruhigende Erkenntnis.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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