„As far back as I remember I always wanted to be a gangster.“ – Henry
Als Martin Scorsese 2007 den überfälligen Oscar für „The Departed“ erhielt, kam diese Würdigung exakt 17 Jahre zu spät. Denn bereits 1990 brachte er mit „GoodFellas“ sein großartigstes Werk auf die Leinwand und zog Nicholas Pileggis Tatsachenbericht „Wiseguy“ als zeitlose Gangsterchronik auf. Pileggi, der mit Scorsese auch die Skriptadaption besorgte, brachte in seinem Buch die Geschichte von Henry Hill zu Papier, einem italienisch-amerikanischen Mobster, dessen Kooperation mit dem FBI zahlreiche seiner Weggefährten ins Gefängnis brachte.
Francis Ford Coppolas Meisterwerk „Der Pate“ (1972) glorifizierte die Mafia als eine zwar kriminelle, auf ihre Art jedoch ehrenwerte Gesellschaft. Mit dieser Vorstellung brach Scorsese bereits in seinem ungeschliffenen Frühwerk „Hexenkessel“ (1973). Zur bedeutenderen Antithese jedoch wurde „GoodFellas“, ein mit beachtlichem Budget und großem Aufwand gestaltetes Portrait jenes Henry Hill, famos gespielt von Ray Liotta („Cop Land“). Über drei Jahrzehnte folgt der Film seinem Werdegang, vom steilen Aufstieg als Jugendlicher bis zum Abstieg in Drogenhandel und -abhängigkeit.
Im Rückblick wird die Mafia auch durch die naiv-unschuldigen Augen des jungen Einwanderersohnes Hill romantisiert, der mit 13 bereits mehr Geld macht, als fast jeder Erwachsene in seinem New Yorker Viertel. Dem Trugbild einer von Ehre und Loyalität geprägten Halbwelt entgeht Scorsese bereits durch den einleitenden Handlungsvorgriff, in dem Hill mit seinen Gangsterkollegen Tommy (Joe Pesci, „JFK“) und Jimmy (Robert De Niro, „Heat“) mit dem Auto unterwegs ist. Seltsame Geräusche lässt sie am Straßenrand anhalten. Die Quelle findet sich im Kofferraum, wo der Körper eines in blutgetränkten Laken gehüllten Mannes liegt.
Noch bevor der cholerische Tommy, für dessen entfesselte Darstellung Pesci zurecht den Oscar als bester Nebendarsteller erhielt, wie wild mit einem Messer auf den zuckenden Körper einsticht und Jimmy mit einer Pistole den Rest besorgt wird klar, dass diese Herrschaften keinen Funken Ehre im Leib tragen. Aus der Sicht von Hill und seiner Frau Karen (Lorraine Bracco, „The Sopranos“), die die Geschichte aus dem Off kommentieren, folgt die detaillierte Schilderung der Karriere eines Mannes, der Zeit seines Lebens nichts anderes sein wollte als ein Verbrecher.
Hinter der Kamera leistet Michael Ballhaus („Gangs of New York“) bestechende Arbeit. Er ist stets nah am Geschehen, analysiert Gesichter und observiert Schauplätze. Nicht weniger beeindruckend sind die erlesenen Nebendarsteller, zu denen Paul Sorvino („Nixon“) als Familienoberhaupt Paul Cicero zählt. Der Wechsel der Jahrzehnte zeigt sich in der Vielfalt populärer Pop- und Rock-Songs sowie die größtmögliche Authentizität garantierende Detailversessenheit bei Kostümen und Sets. Das großartig erzählte Thriller-Drama lebt von den Gegensätzen seiner Figuren, die abstoßend und faszinierend zugleich ihrem Lebenswandel folgen. Bis zum meist bitteren Ende. Ein unbedingter Klassiker des Genres.
Wertung: (10 / 10)