Good Riddance – Thoughts and Prayers (2019, Fat Wreck)

Über die Jahre haben GOOD RIDDANCE einen Grad der Eingängigkeit erreicht, der mit einem Wort als unverschämt deklariert werden muss. Die Sublimierung dieser Entwicklung ist „Thoughts and Prayers“, der mittlerweile neunte Studio-Langspieler in 33 Jahren Bandgeschichte (abzüglich fünf Jahren in Auflösung). Das eigentlich bemerkenswerte daran: Die Kalifornier haben ihren Sound in der (jüngeren) Vergangenheit bestenfalls punktiert variiert, den Hardcore-Anteil dezent gedrosselt und klassisch melodischem Punk-Rock stimmungsvolles Oberwasser gewährt. 

Zwingend originelle Pfade beschreitet das Fat-Wreck-Urgestein damit keineswegs. Dass es trotzdem Begeisterung hervorruft und textlich obendrein noch immer vor aufwühlendem politischem Opportunismus sprüht, zeugt von der anhaltenden individuellen Klasse. Gerade die macht GOOD RIDDANCE zu einer Genre-Konstante von beständiger Strahlkraft. In „Thoughts and Prayers“ manifestiert sich diese in 12 treibend dynamischen Tracks, die meist in hergebracht knackiger Kürze abgehandelt werden und dabei dennoch zu jeder Zeit zu Ende gedacht erscheinen. Das Songwriting von Frontmann Russ Rankin & Co. ist gewohnt erstklassig; üppige Melodien vermengen sich mit treibenden Ausbrüchen und werden von klaren Botschaften und starken Refrains in Serie flankiert.

Im direkten Vergleich zum teils geglätteten Vorgänger „Peace in Our Time“ (2015) poltert die neue Platte wieder druckvoller aus den Boxen. Das Tempo bleibt weitgehend angezogen und stempelt Beiträge wie „Edmund Pettus Bridge“, „Don’t Have Time“, „Our Great Divide“, „Precariat“, „No King But Caesar“, „Pox Americana“ oder das Hardcore-lastige, mit spanischen Vocals versehene „Lo Que Sucede“ zu Hits erster Güte. Dass sich GOOD RIDDANCE einmal mehr nicht neu erfinden müssen, um ein beeindruckendes Album abzuliefern, sollte allen Fans daher ein mehr als beruhigendes Gefühl vermitteln. 

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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