
Über
die Jahre haben GOOD RIDDANCE einen Grad der Eingängigkeit erreicht, der mit
einem Wort als unverschämt deklariert werden muss. Die Sublimierung dieser
Entwicklung ist „Thoughts and Prayers“, der mittlerweile neunte
Studio-Langspieler in 33 Jahren Bandgeschichte (abzüglich fünf Jahren in
Auflösung). Das eigentlich bemerkenswerte daran: Die Kalifornier haben ihren
Sound in der (jüngeren) Vergangenheit bestenfalls punktiert variiert, den Hardcore-Anteil
dezent gedrosselt und klassisch melodischem Punk-Rock stimmungsvolles
Oberwasser gewährt.
Zwingend originelle Pfade beschreitet das
Fat-Wreck-Urgestein damit keineswegs. Dass es trotzdem Begeisterung hervorruft
und textlich obendrein noch immer vor aufwühlendem politischem Opportunismus
sprüht, zeugt von der anhaltenden individuellen Klasse. Gerade die macht GOOD
RIDDANCE zu einer Genre-Konstante von beständiger Strahlkraft. In „Thoughts and
Prayers“ manifestiert sich diese in 12 treibend dynamischen Tracks, die meist
in hergebracht knackiger Kürze abgehandelt werden und dabei dennoch zu jeder
Zeit zu Ende gedacht erscheinen.
Das Songwriting von Frontmann Russ Rankin & Co. ist gewohnt erstklassig;
üppige Melodien vermengen sich mit treibenden Ausbrüchen und werden von klaren
Botschaften und starken Refrains in Serie flankiert.
Im direkten Vergleich zum teils geglätteten Vorgänger „Peace in Our Time“ (2015) poltert die neue Platte wieder druckvoller aus den Boxen. Das Tempo bleibt weitgehend angezogen und stempelt Beiträge wie „Edmund Pettus Bridge“, „Don’t Have Time“, „Our Great Divide“, „Precariat“, „No King But Caesar“, „Pox Americana“ oder das Hardcore-lastige, mit spanischen Vocals versehene „Lo Que Sucede“ zu Hits erster Güte. Dass sich GOOD RIDDANCE einmal mehr nicht neu erfinden müssen, um ein beeindruckendes Album abzuliefern, sollte allen Fans daher ein mehr als beruhigendes Gefühl vermitteln.
Wertung: (8 / 10)