Was tun, wenn man von RED CITY RADIO als Support für deren anberaumte (und nach flächendeckender Corona-Impfung hoffentlich auch stattfindende) Europa-Tour geladen wurde, seit 2016 aber keine neue Musik aufgenommen hat? Na klar, man begibt sich kurzerhand ins Studio und schustert ein neues Mini-Output zusammen. Wie groß der Einfluss des unterstützenden Live-Engagements auf die Motivation von GOOD FRIEND war, lässt sich an dieser Stelle bestenfalls mutmaßen. Weniger willkommen macht es deren „The Erin Rose EP“ aber keineswegs.
Auf der sind drei neue Songs enthalten, die der Schublade „Karohemd-Punk“ neuerlich mit Bravour entsprechen. Der Opener „Erin Rose Drinks On Shift“ ist eine gefällig-gefühlige Mid-Tempo-Nummer mit mehrstimmigem Gesang (einschließlich Oh-Oh-Chören) und hübscher Grundmelodie. Gefühlig? Hübsch? Wo bleibt denn da der Punk-Rock? Die Antwort auf diese Frage liefert auch der Mittel-Track „We’ll Burn That Bridge When We Get to It“ nicht, der zwar rockiger daherkommt, das Gaspedal aber gerade in der Herleitung unangetastet lässt. Dafür versprüht die Nummer stimmiges GASLIGHT ANTHEM-Flair. Ganz zu schweigen vom starken Refrain, der als Ohrwurmfutter bestens geeignet scheint.
Die Karohemd-Ärmel krempelt das nordirische Trio auch mit dem abschließenden „Rusted Friends“ nicht hoch, das mit einsamer Gitarre und seelenvernarbtem Gesang in balladeske Gefilde vordringt. Unterstützend springt lediglich die zweite Singstimme zur Seite. Atmosphärisch genügt das locker. Entsprechend leicht fällt GOOD FRIEND die Anknüpfung an ihr Debütalbum „Ride the Storm“. Wenn auch mit weniger Punk-Kante. Aber gerade dahingehend passen sie optimal zu den eingangs erwähnten RED CITY RADIO. Auf dieses Bühnenprogramm lohnt das Warten daher ohne jeden Zweifel.
Wertung: (7,5 / 10)