Good Cop, Bad Cop – Erst schießen, dann fragen (CDN 2006)

good-cop-bad-cop-2006Jeder Nation ihren Humor, jedem Volk sein individuelles Kinohappening. Außerhalb der Landesgrenzen wird den Publikumserfolgen meist mit Kopfschütteln begegnet. Warum war das jetzt so besonders? Weit blicken muss man dafür nicht. Die Franzosen hatten „Die Besucher“, die Holländer „Eine Familie zum Knutschen“, wir Deutschen „Der Schuh des Manitu“. Jetzt sind eben die Kanadier an der Reihe. „Good Cop, Bad Cop“ spielt mit den kulturellen Unterschieden von Quebec und Ontario. In der einen Region wird Französisch gesprochen, in der anderen Englisch. Dazu kommen Rivalitäten, die sich um den Volkssport Eishockey drehen. Vermischt mit Motiven, mehr noch den Klischees des Buddy-Movies wird daraus ein (national) erfolgreiches Filmkonzept.

An der Grenze wird eine Leiche gefunden. Sie ist vom Himmel gefallen und seitwärts auf einem Verkehrsschild gelandet. Der Oberkörper weist Richtung Quebec, der Unterleib gen Ontario. Also ist der Fall nicht von einer Polizeibehörde zu klären, sondern von beiden. Das bedeutet Zusammenarbeit, die von den Polizisten Martin Ward (Colm Feore, „Riddick – Chroniken eines Kriegers“), Vorzeigeermittler aus Ontario, und David Bouchard (Patrick Huard, „Evil Words“), Draufgänger aus Quebec, geleistet werden soll. Nur mit Mühe können sich die grundverschiedenen Männer zusammenraufen. Doch Kooperation ist unumgänglich, schließlich gilt es einem wahnsinnigen Killer das Handwerk zu legen, der sich durch Kanadas Eishockeyprominenz mordet.

Die Zutaten sind altbekannt, die Umsetzung entspricht den Möglichkeiten der Gegenwart. Die Schnitte sind schnell, die Optik hip. Nur wurde offenkundig keinerlei Mühe in ein nachvollziehbares Drehbuch investiert. Der mäßig aufregende Thriller-Plot bleibt ohne Belang, was aber nur dann negativ ins Gewicht fällt, wenn sich der Kopf einschaltet. Den aber will Regisseur Eric Canuel („The Last Tunnel“) nicht ansprechen. Der Bauch, vielmehr das Zwerchfell ist das erklärte Ziel. Und so stolpert das dynamische Duo von einem Fettnapf in den nächsten, gerät wiederholt in arge Bedrängnis und kann dem maskierten Unbekannten durch Teamwork schließlich gefährlich nahe kommen.

Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt. Der Draufgänger und die (anfangs) graue Maus harmonieren dem auf Situationskomik ausgerichteten Humor entsprechend. Dass bei aller Turbulenz und Selbstironie nur standardisierte Baumuster der Vorbilder Hollywoods bedient werden, stört in Anbetracht der Kurzweil nicht weiter. Schließlich ist die teils recht alberne Thriller-Komödie fern jeden Anspruchs konzipiert. Die Umsetzung ist sehr französisch, der Look amerikanisch. In erster Linie spricht das ein kanadisches Publikum an. Der im Original vorherrschende Sprachmix ist mit seinen Wortspielen und -gefechten ohnehin kaum in andere Regionen zu übersetzen. Das Amüsement triumphiert, wenn auch getrübt durch einen Mangel an Originalität.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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