Das Nachbeben von „Pulp Fiction“ reicht bis Unna. Mit seinem Spielfilmdebüt „Bang Boom Bang“ (1999) flocht Peter Thorwarth nach US-Vorbild eine absurde Gangstergeschichte in den Mainstream. Der Nachfolger „Was nicht passt, wird passend gemacht“ (2002) portraitierte am Beispiel der Baubranche abermals die Schattenseite des Ruhrpott, wusste trotz rauem Charme aber nicht gänzlich zu überzeugen. „Goldene Zeiten“ schließt Thorwarths „Unna“-Trilogie ab. Lose an den Erstling anknüpfend, geht es wieder um kriminelle Energie, Betrug und Mord. Mit dem Unterschied, dass es der Regisseur diesmal ernst meint. Zumindest ernster als zuletzt.
Thorwarth buhlt um den Feinschliff des narrativen Grundstocks. War „Bang Boom Bang“ ein ironisch verzerrter Blick auf die Kluft zwischen Möchtegern- und Vollblutgangstern, ist „Goldene Zeiten“ neben zynischer Abrechnung mit der selbsternannten Oberschicht in erster Linie der Versuch eines komplex kriminalistischen Panoptikums. In dessen Zentrum kreist eine Vielzahl arglistiger Figuren um ein Wohltätigkeitsgolfturnier. Die Betrügereien des einen kreuzen die Pläne des anderen. Bald fließt das erste Blut.
Da ist der erfolglose Eventmanager Ingo (Wotan Wilke Möhring, „Antikörper“), der mit dem deutschen Doppelgänger eines US-Fernsehstars (Dirk Benedict, „The A-Team“) dessen saftiges Honorar ergaunern will. Golfclubbesitzer Matthies (Wolf Roth, „Das Erbe der Guldenburgs“) denkt sowieso nur in die eigene Tasche und geht dafür über Leichen. Derweil heuert seine Frau russische Killer an, um die Geliebte des untreuen Gemahls aus dem Weg zu räumen. Und das ist gerade erst der Anfang.
Über Umwege schluckt das unnötig aufgeblasene Skript mehr und mehr Charaktere. Thorwarth verhebt sich an ihrem Gewicht, weil er sie alle in angemessenem Rahmen in den Handlungsaufbau integrieren will. Die daraus resultierende Langatmigkeit gibt ein vortreffliches Negativbeispiel für mangelnden Erzählrhythmus vor. Zäh wie Kaugummi zieht sich der Plot in die Länge und arbeitet sich an oft belanglosen Episoden der Zusammenführung verschiedener Erzählstränge entgegen.
Alexandra Neldel („Flashback“) und Christian Kahrmann („Und tschüss!“) schlüpfen in ihre Rollen aus „Bang Boom Bang“. Die Referenzen an den Auftakt der „Unna“-Trilogie scheitern an der Unzweckmäßigkeit ihrer Rollen. Sie führen ins Nichts. Ebenso ergeht es den proletenhaften Spruchsalven von Zuhälter Ralf Richter („Fußball ist unser Leben“). Der reduzierte Humorgehalt des Films raubt ihm die Grundlage. Dass Peter Thorwarth diesmal mehr will als bloße Humoreske, ist ehrbar. Dass es „Goldene Zeiten“ aber an Tempo und Kurzweil mangelt, ist schlichtweg die Entwertung der eigenen Ambition.
Das meiste Vergnügen bereitet Dirk Benedict. Mit Wonne und Dauergrinsen nimmt sich der TV-Star selbst auf die Schippe, ohne je auf schmückendes Beiwerk reduziert werden. Im Gegensatz zum überzogen theatralischen Ludger Pistor („Balko“) bleibt sein Schauspiel ausgewogen. Die Gratwanderung zwischen Hollywoodstar Douglas Burnett und Provinzakteur Horst Müller ist der Höhepunkt eines Films, dem bei mehr als zwei Stunden Laufzeit die Konzentration auf das Wesentliche abhanden kommt. Mitunter unnötig brutal und am Ende zu hastig entsponnen, ist der Titel nicht Programm, sondern die Hoffnung auf eine Qualitätssteigerung bei Thorwarths nächstem Projekt.
Wertung: (5 / 10)