Die Leinwand als Bühne, der Italo-Western als Reflektor klassischer Melodramen. In „Mit Django kam der Tod“ war es die Oper „Carmen“, in „Glut der Sonne“ das romantische Trauerstück „Romeo und Julia“. Letzteren inszenierte Gianni Puccini („Schlüssel zum siebten Himmel“), eigentlich ein Regisseur des gehobenen Anspruchs. Die Vorzeichen scheinen günstig, für einen ungewöhnlichen Genre-Film, für die Verbindung von Tiefgang und ehedem zeitgemäßer Unterhaltung. Doch der simple dramaturgische Unterbau und die durchwachsenen Darstellerleistungen können durch Shakespeares Odem sowie vereinzelt übersinnliche Elemente nicht aufgewogen werden.
Nach Blut verlangt es die verfehdeten Clans der Mounters und der Campos. Um den Zwist ein für allemal aus der Welt zu schaffen, einigen sich die Parteien auf ein bereinigendes Feuergefecht in der freien Natur. Die als Sieger hervorgehende Sippschaft erhält Bleiberecht, die Unterlegenen müssen das Feld für immer räumen. Nur spielen die Campos falsch, locken ihre Gegner in einen Hinterhalt und knallen sie ohne Vorwarnung nieder. Der örtliche Sheriff Cooper (Piero Lulli, „Der Tod ritt dienstags“) ist den Überlebenden keine Hilfe, ebenso wenig der als Schiedsmann angedachte Richter. Ein Ende des verlustreichen Familienkrieges rückt damit in weite Ferne.
Ausgerechnet in dieser Zeit verlieben sich Johnny Mounters (Peter Lee Lawrence alias Karl Hirenbach, „Sein Wechselgeld ist Blei“) und Giulietta Campos (Lawrences spätere Ehefrau Cristina Galbó, „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“) ineinander. Sie ist eigentlich Cooper versprochen, der ein sonderbares Verhältnis zu ihrem Bruder Rodrigo (Pietro Martellanza, „Seine Kugeln pfeifen das Todeslied“) pflegt. In der Vergangenheit nämlich feuerten die Männer aufeinander, die Kugeln jedoch trafen sich in der Mitte. Diese Absonderlichkeit bleibt nicht die einzige des Films. Nur leider stellt Puccini derartige Originalität zu selten zur Schau.
Die verlustreiche Tragödie steuert auf ihre letzte Eskalation zu, als sich die in Johnny verschossene Barsängerin Lezerind (María Cuadra, „Blutiges Blei“) bei den Campos Gehör verschafft und die Romanze ausplaudert. Am Ende mischt gar der Tod persönlich mit, gespielt wird er von der spanischen Horror-Ikone Paul Naschy („Die Nacht der blutigen Wölfe“), und sammelt ein paar verwundete Seelen mit dem Colt ein. Dieser surreale Schluss- ist zugleich der inszenatorische Höhepunkt eines Western-Dramas, das durch Schauspiel und Actionchoreographie ansonsten konstant im Mittelmaß versinkt. Ein paar klasse Ideen machen eben noch keinen klasse Film.
Wertung: (5 / 10)