Gladiator (USA 2000)

gladiatorViele Jahre lang waren sie in Amerika verpönt, die guten alten Sandalen-Schinken, die vor allem aus Europa in den 50ern und 60ern die Lichtspielhäuser überfluteten. Hollywood feierte einige der größten Erfolge in diesem Genre – „Ben Hur“, „Quo Vadis“, „Spartacus“. Regie-Veteran Ridley Scott („Alien“, „Blade Runner“) ließ die Antike mit „Gladiator“ Dekaden später wieder auferstehen und konnte mit üppigem Budget ausgestattet Ruhm ernten.

Der römische Feldherr Maximus (Russel Crowe) befindet sich seit vielen Monaten mitsamt seines Kaisers Marcus Aurelius (Richard Harris) tief in Germanien, um dort Aufständische niederzuschlagen. Die beiden verbindet mehr als nur ein freundschaftliches Verhältnis, vielmehr beabsichtigt der alternde Kaiser Maximus zu seinem Nachfolger zu ernennen. Diesen Posten beansprucht jedoch auch des Kaisers Sohn, der intrigante und ehrgeizige Commodus (Joaquin Phoenix). Nachdem sein Vater ihm die für ihn unerfreuliche Botschaft übermittelt, tötet Commodus seinen Vater und wird neuer Herrscher des römischen Reiches. Maximus verweigert ihm seinen Dienst und soll daraufhin ebenfalls getötet werden. Er schafft es jedoch schwer verletzt zu entkommen, findet sein Haus aber nur niedergebrannt und seine Familie tot vor. Als er in der Gladiatorenschule des Proximo (Oliver Reed ) landet, hat Maximus nur das Ziel, irgendwann Rache an Commodus zu nehmen. Je mehr Kämpfe er gewinnt, desto näher kommt er seinem Erzfeind.

Ridley Scott schuf ein für ihn typisches Mammutwerk, welches locker einen dreistelligen Millionenbetrag verschlang. Mit opulenten Kostümen, beeindruckenden Aufnahmen (Auferstehung des Kolosseums) und mitreißenden Schlachtszenen konnte Scott das Publikum einerseits und die Kritiker auf der anderen Seite überzeugen. „Gladiator“ war einer der Box-Office-Hits des Jahres 2000, zudem gewann der Film fünf Oscars (u.a. für den besten Film und den besten männlichen Hauptdarsteller). Wie es sich für einen Monumentalfilm gehört, ist auch die Laufzeit von „Gladiator“ mit knapp zweieinhalb Stunden üppig ausgefallen. Der Film wird von Dialogen, Intrigen und Verrat dominiert, was zwar nicht zu übermäßig vielen Längen führt, den Film aber mitunter dennoch bremst. Langeweile jedoch kommt nie auf, zu sehr können in diesen Momenten die Bilder oder Schauspieler überzeugen. Die immer wieder eingestreuten Kampfszenen, ob nun zu Beginn in größerem Rahmen oder später in den Kampfarenen, sind hervorragend in Szene gesetzt. Dabei wird vor allem während der Gladiatorenkämpfe nicht mit Blut gegeizt, Scott bemühte sich hier, die Grausamkeit möglichst detailgetreu, wenn auch fern der barbarischen Wirklichkeit zu zeigen.

Nachdem der Australier Russel Crowe den Oscar bereits für „The Insider“ hätte gewinnen müssen, 2000 aber Kevin Spacey den Vortritt gewähren musste, schien sein Gewinn mit „Gladiator“ eine Art Wiedergutmachung. Zwar ist Crowe ohne Frage ein vielseitiger Darsteller, jedoch bleibt er inmitten seiner Rolle als Maximus manchmal etwas blass. Joaquin Phoenix („Walk the Line“) ist der heimliche Star des Films, das personifizierte Böse, dessen innere Zerrissenheit und der Wunsch nach Anerkennung herausragend dargestellt werden. Connie Nielsen („Stunde des Jägers“) bleibt da trotz einer engagierten Leistung nur wenig Spielraum, sich gegen ihre beiden männlichen Kollegen zu behaupten. Die Altstars Richard Harris („Harry Potter“) und Oliver Reed („Die Galgenvögel“) können wie gewohnt überzeugen, wobei letzterer während der Dreharbeiten verstarb. Eine kleinere Nebenrolle kam dem deutschen Bodybuilder Ralf Möller („Best of the Best 2“) zugute, der seitdem bei uns regelrecht als „Gladiator“ vermarktet wird.

So ist „Gladiator“ großes Monumentalkino in modernem Gewand. Es stimmt alles, die Identifikationsfiguren sind klar in Gut und Böse gegliedert, das Auge sieht angesichts der pompösen Bilder gerne mit und die Mischung aus Kitsch und Action zieht Mann wie Frau an. Zum großen Klassiker hat es zwar nicht ganz gereicht, doch ließ Ridley Scott in beeindruckender und kurzweiliger Manier das römische Reich wieder aufleben.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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