Giallo (I/USA/GB/E 2009)

giallo-argentoGiallo, italienisch für die Farbe Gelb, bezeichnet zugleich südeuropäische Krimis, die sich durch spezifische inszenatorische Gesetzmäßigkeiten seit den Neunzehnsechzigern als Sub-Genre etabliert haben. Die Namensgebung geht auf eine Reihe als Vorlagen dienender Groschenromane zurück, denen als unverkennbare Aufmachung ein gelber Einband diente. Als Begründer der filmischen Ableger gilt Mario Bava („Blutige Seide“), der das spannungsbetonte Zusammenspiel aus Kameraführung, Musikeinsatz und Gewaltdarstellung konsensfähig machte.

Ein prominenter Nachfolger Bavas wurde Dario Argento, der mit Beiträgen wie „Profondo Rosso“ Vorarbeit für den amerikanischen Slasher leistete. Nach Horror-Klassikern wie „Suspiria“ wurde es (spätestens) Ende der Neunziger ruhig um den wegweisenden Filmemacher, der vor allem im neuen Jahrtausend nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen konnte. Das verdeutlicht auch die doppeldeutig betitelte Hommage „Giallo“, die mit Adrien Brody („Der Pianist“) und Emmanuelle Seigner („Schmetterling und Taucherglocke“) zwar vielversprechend besetzt ist, den Abwärtstrend Argentos aber auch nicht stoppen kann.

Die Schlüsselfarbe Gelb gilt charakterisierend nicht nur für das reichhaltig zitierte Genre, sondern auch die Haut des schwer kranken Täters. Der, mäßig gespielt von Byron Deidra, ist ein entstellter Psychopath, der seine jungen weiblichen Opfer als Taxifahrer in abgelegene Gassen chauffiert, sie dort betäubt und später im dunklen Kellergewölbe aufschlitzt. Als Model Celine (Elsa Pataky, „Snakes on a Plane“) verschwindet, ersucht ihre besorgte Schwester Linda (Seigner) den exzentrischen und von dunkler Vergangenheit gepeinigten Inspektor Enzo Avolfi (Brody) um Hilfe.

In hübsch altmodischer Machart verschmelzen suggestive Kamera, blutige Details und stimmungsvolle Musik zu einer schaurigen Symphonie des Schreckens. Zumindest in den besten Momenten. Der sichtbar preiswert produzierte Routine-Thriller kommt schnell zur Sache, schert sich aber wenig um die Profile der Figuren. Zwar entfaltet Oscar-Preisträger Brody auch hier eine gewisse Präsenz, doch agiert er, wie übrigens auch die Seigner, seltsam distanziert und unnötig zurückhaltend. Intensiv spielt nur Elsa Pataky, die aus ihrer Opferrolle überraschend viel Potential schöpft.

Die Brutalität des eher plump figurierten Schänders wird, von vereinzelt drastischen Gewaltschocks abgesehen, nur angedeutet. Freunde expliziter Grausamkeiten sollten sich vom Namen Argento also nicht täuschen lassen. Der auch als Autor in Erscheinung tretende Regisseur setzt vorrangig auf Atmosphäre und psychologische Schockwirkung. Überzeugend gelingen will ihm das aber nicht. „Giallo“ bleibt zu behäbig und undefiniert. Es fehlt das Geheimnisvolle, das Mysteriöse, um die bedingt logische, gegen Ende gar fahrlässig beknackte Mörderhatz rundum fesselnd zu gestalten.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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