Mit „Daredevil“ bewies Mark Steven Johnson die reduzierte Halbwertszeit der Superhelden. Der Streifen fiel bei Kritik und Publikum weitgehend durch und entlockte den Plänen des Regisseurs wenig Wohlwollen, sich auch an der Comicverfilmung „Ghost Rider“ versuchen zu wollen. Doch das Ergebnis versöhnt. Die mangelnde Popularität der Figur egalisiert Hauptdarsteller Nicholas Cage („Face/Off“) mit seinem Starstatus. Tatsächlich trägt Cage ein entscheidendes Stück zum Gelingen des Fantasy-Actioners bei. Nicht zuletzt, weil die Titelrolle für sein oft übertrieben wirkendes Spiel wie geschaffen scheint.
„Ghost Rider“ ist Edel-Trash par excellence, eine kostspielige Berg- und Talfahrt zwischen Amüsement und Albernheit. Im Gesamtbild funktioniert das ausreichend überzeugend, schließlich will Johnson nicht mehr als ein düster angehauchtes Kostümfest mit Augenzwinkern. „Daredevil“ verfügte über die selbe hehre Ambition. Nur hat der Filmemacher diesmal auch Unterhaltsamkeit und Charme auf seiner Seite. Dafür steht auch Eva Mendes („Hitch – Der Date Doktor“), die als weiblicher Blickfang eher durch physische als mimische Vorzüge auffällt. Doch selbst aus dieser Anbiederungsmentalität machen Film und Macher – dazu die Mendes selbst – keinen Hehl.
Für Beständigkeit sorgen die Altstars Peter Fonda („Ulees Gold“) und Sam Elliott („The Big Lebowski“). Während zweiter den Totengräber und Berater des Helden gibt, tritt erster als Teufel in Erscheinung. Und weil der Leibhaftige ein durchtriebener Bursche ist, schwatzt er dem jungen Stuntfahrer Johnny Blaze (Cage) seine Seele für die Genesung des todkranken Vaters ab. Tags darauf reißt es den Erzeuger trotzdem aus dem Leben – durch einen Unfall. Fortan ist Blaze kein Risiko zu groß und binnen weniger Jahre steigt er zur Ikone auf. Doch Mephistopheles fordert seinen Tribut: Als motorisierter Höllendiener soll er Teufelssohn Blackheart (Wes Bentley, „American Beauty“) zur Räson und Strecke bringen. Denn der will nicht weniger als die Herrschaft über die Welt erringen.
Obwohl der Film jede Originalität vermissen lässt, verfügt die Heldenmischpoke über respektables Spaßpotenzial. Johnson setzt nicht auf eine klassische Erzählung, sondern stellt den Film ganz in den Dienst der charakterlichen Einführung. So funktionierte auch Christopher Nolans „Batman Begins“, wenn der Nachahmer die Tiefe des Kollegenprologs auch vollends vermissen lässt. Dafür finden sich ansprechend bizarre Bilder, was gerade die visuell makaber umgesetzte erste Verwandlung Johnnys in den Ghost Rider zum formalen Höhepunkt macht. Mit Coolness und ersprießlicher Einfalt schreckt der Film – wie seine Titelfigur – vor keiner inhaltlichen Untiefe zurück. Das Konzept geht auf. Man muss den Film nur machen lassen.
Wertung: (6 / 10)