Mit ihrem Album-Debüt „No Sleep Until Ostkreuz“ traten GHOST OF TOM JOAD aus dem Schatten typischer (deutscher) Vorbands heraus. Quer durch die Republik hatte sie ihr Weg auch in der Zeit davor geführt, jedoch mit dem Unterschied, dass ihr Sound noch etwas ziellos erschien und sie selbst nicht diese Souveränität aufzubauen vermochten, wie die Musiker im Hauptprogramm. Mit Förderer, Manager und Produzent Dennis Schneider, Gitarrist bei MUFF POTTER, sollte sich dies ändern – nach britischem Vorbild und mit individuellem Flair. Nicht, dass Schneider die Musik der Münsteraner zwingend in eine andere Richtung gedrängt hätte, er wusste das Potential des Trios einfach gebündelter heraus zu kitzeln.
Einen Teil des Charmes kleidet bereits der deutsche Akzent in Henrik Rogers Gesang der englischen Vocals. Die 13 Songs zwischen Post-Punk und Upbeat-Indie erhalten so einen sympathisch schnoddrigen Touch, der die Sorgfalt bei der Ausarbeitung der Melodien jedoch nie konterkariert. Offen für Experimente sind sie sicher, durchweg tanzbar im Übrigen auch. Manchmal aber fehlt die letzte Konsequenz, wenn die Spannung in leisetretenden Sequenzen abfällt und die Möglichkeiten größer erscheinen als das tatsächliche Angebot. Von Enttäuschung jedoch kann keine Rede sein, schließlich ist dieser erste Langspieler erstaunlich versiert und atmosphärisch dicht geworden.
Wertung: (7 / 10)