„He’s in between worlds. You know it happens sometimes that the spirit gets yanked out so fast that the essence still feels it has work to do here.“ – Oda Mae Brown
Selten fesselte ein Hollywood-Schmalzfest das Publikum so einvernehmlich wie „Ghost – Nachricht von Sam“. Die weibliche Klientel berauschte sich an der ergreifenden Liebesgeschichte, die in aller Trivialität einen Geist im Diesseits hält, und schneuzte brav Wagenladungen an Taschentüchern voll. Echte Kerle überspielten solche Gefühlsduseleien mannhaft und ergötzten sich an Dreingaben aus Mystery-Thriller und Komödie. Lohn der Mühe war ein weltweites Einspielergebnis von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar – und zwei Oscars.
Einer davon ging an Autor Bruce Joel Rubin („Deep Impact“), der zweite an Nebendarstellerin Whoopie Goldberg („Sister Act“). Die gibt als Kleinganovin Oda Mae Brown alles und federt die hochkochenden Emotionen mit Situationskomik und Wortwitz sicher ab. Eigentlich gibt sie sich nur als Medium aus und zieht leichtgläubigen Trauernden für gespielten spirituellen Kontakt den Zaster aus der Tasche. Bis sie Sam (Patrick Sawyze, „Dirty Dancing“) kennen lernt. Oder besser seinen Geist. Seit er nämlich auf offener Straße erschossen wurde, streift er hilflos zwischen den Sphären umher.
Zuvor rührt Regisseur Jerry Zucker, der mit Bruder David und Jim Abrahams „Die nackte Kanone“ schuf, ordentlich Kleister an. Denn Banker Sam und seine große Liebe Molly (Demi Moore, „Striptease“) sind füreinander geschaffen und offenbaren dies nicht erst, als sie zum (beinahe legendären) leidenschaftlichen Vorspiel an der Töpferscheibe ausholen. Das Glück jedoch wird jäh zerstört, als er von Räubern niedergeschossen wird und stirbt. Mit Oda Maes Hilfe versucht er Kontakt zu Molly aufzunehmen. Aber Sams Tod war kein Zufall und der offenkundig auf Schurke geföhnte Carl (Tony Goldwyn, „Die Akte“), der sich zudem an die zerstörte Molly heran schmeißt, hat doch einiges zu verbergen.
Um ihm das Handwerk zu legen und seine Holde zu retten, muss der gute Geist erst lernen, Einfluss auf die Welt der Lebenden zu nehmen. In der Summe garantiert das überlebensgroßes Gefühlskino, das, schließlich funktioniert der Plot auf verschiedenen Ebenen, nahezu alle Geschmäcker zu bedienen versteht. Eine Fantasy-Romanze für Kopf und Bauch also, die hoffnungslos verkitscht und dramaturgisch überfrachtet daherkommt, in ihrer hochglänzend perfekten Umsetzung aber viel mehr Licht als Schatten bietet. Wobei der Einsatz der Schatten im düsteren Finale auch optisch einiges hermacht.
Wertung: (7 / 10)