Gefrierbrand – Es war einmal… (2020, DIY)

Märchen sind Kulturgut. In ihnen spiegeln sich vergangene Lebensumstände und Sorgen wider. Vor allem aber sind sie eines: düstere Angstmacher. Zumindest aus kindlicher Perspektive. Die Extraportion Disney-Kitsch hat dazu beigetragen, das Erbe der Gebrüder Grimm & Co. modern zu verwässern. Den traditionellen Gegenentwurf liefern GEFRIERBRAND, die passenderweise am Rande des Schwarzwaldes, genauer in Pforzheim ansässig sind. Ihr dritter Langspieler „Es war einmal…“ nimmt sich klassischer Märchen- und Sagengeschichten an und kleidet sie in ein auditives Gewand zwischen Death und Black Metal.  

Das Intro besorgt die gelungene atmosphärische Einstimmung über die Klänge eines knarzenden Schaukelstuhls und umgeblätterter Buchseiten. Ihm folgt mit dem Titelstück eine Motivsammlung verschiedener populärer Märchen, von denen nicht wenige im weiteren Verlauf neuerlich behandelt werden. So wie „Hänsel & Gretel“ und „Rotkäppchen“, die in „Das letzte Haus (am Ende des Brotkrumenweges)“ bzw. „Rot“ nacherzählt werden – aus willkommener Sicht der Hexe und des bösen Wolfs. Dass GEFRIERBRAND dazu auf finster gebellte Vocals und melodisches Metzgern in variablen Tempobereichen setzen, wird den abgründigen Vorlagen vollauf gerecht.

Zu den Höhepunkten auf „Es war einmal…“ zählen, neben den voranstehend genannten Tracks, „Der Graf von Gleichen“, „Wie Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben“, „Totenhemdchen“ und „Grab aus Dornen“. Das Spektrum reicht dabei von Blast-Beat-vorstößen bis hin zu akustischen Einschüben samt Klargesangs-Anflügen. Dass längst nicht jede Idee gleichwertig zündet, gerade gemessen an den kontrastierenden Klangsilhouetten, wirkt angesichts der Gesamtqualität des ambitionierten Werks vollauf verzeihlich. Fehlt noch die Moral von der Geschicht: Metal-Märchen lohnen sich!   

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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