Für all jene, denen die Skateboarder-Fähigkeiten von Tony Hawk und Co. eine Inspiration waren, bei denen es aber insbesondere am Talent mangelte, das Rollbrett mit Eleganz und Können selbst über den Asphalt zu bewegen, schaffte die Videospielindustrie Abhilfe. Königsübung dieser Sparte ist bis heute „Tony Hawk’s Pro Skater 2“, das im Jahre des Herrn (gemeint ist Rodney Mullen) 2000 von Neversoft und Activision unters Volk gebracht wurde und insbesondere auf der originären Playstation Kultstatus erlangte.
Klar, grafisch ist die bis heute herausfordernde Daddelertüchtigung stark veraltet, in Sachen Gameplay und Spielspaß kann der munteren Jagd nach High-Scores, versteckten Videotapes und Turniermedaillen aber kaum ein Konkurrent das Wasser reichen. Mit einem professionellen (neben Tony Hawk stehen unter anderem Steve Caballero und besagter Rodney Mullen zur Auswahl) oder selbst zusammengebastelten Skater geht es in fünf Leveln und drei Turnieren darum, je binnen zwei Minuten verschiedene Aufgaben zu lösen oder – im Turniermodus – durch Tricks und Kombinationen so viele Punkte wie möglich zu holen.
Für erfüllte Aufgaben gibt es Prämien, die in die Fähigkeiten des Fahrers oder Spezialtricks investiert werden können. Dabei lassen sich neben verschiedenen Bonus-Levels auch zusätzliche Charaktere freispielen, darunter den Polizisten Officer Dick und Comic-Held Spider-Man. Erstmals in der populären Spielserie wurde auch die Möglichkeit eingeräumt, eigene Skate-Parks zu kreieren.
Um Realismus ist das Spiel nicht zwingend bemüht. Reißt es den in seinen Bewegungen durchaus detailliert auf den Bildschirm gebrachten Skater vom Brett, fließt ein wenig Pixelblut. Das muss genügen. Ansonsten sind durch Wall Rides und Wallies der Schwerkraft trotzende Sprünge auf Häuser und Überdachungen sowie Endlos-Grinds in luftiger Höhe möglich. Durch das revolutionäre Manual-Prinzip, bei dem durch das Balancieren auf den Vorder- oder Hinterrollen Tricks zu komplexen Kombinationen verknüpft werden können, sind zudem spektakuläre Aktionen möglich, die den Vorgänger schnell in den Schatten stellen.
Die adäquate Untermalung besorgt der schmissige Soundtrack, der den Läufen im Shuffle-Modus zugeordnet wird und der Bands wie BAD RELIGION („You“), RAGE AGAINST THE MACHINE („Gorilla Radio“), LAGWAGON („May 16th“), MILLENCOLIN („No Cigar“), CONSUMED („Heavy Metal Winner“), PAPA ROACH („Blood Brothers“) oder SWINGIN‘ UTTERS („Five Lessons Learned“) auffährt.
„Tony Hawk’s Pro Skater 2“ ist ein Game mit schier endlosem Spielspaß. Ein gewisses Frustpotenzial muss bis zur souveränen Controller-Beherrschung naturgemäß in Kauf genommen werden. Doch die Rückkehr zur Schule in Level 2, Venice Beach oder das finale Turnier in der Stierkampf-Arena (mit Stier!) bürgen für Herausforderungen mit Suchtpotenzial. Nostalgiegefühle müssen dabei nicht einmal zwangsläufig aufkommen. Denn das Polygon-Freestylen wirkt als moderner Klassiker auch heute noch erstaunlich frisch.