„Suck my dick!“ – Probt auch bei markigen Sprüchen die Gleichberechtigung: O’Neill
Für keinen Film musste Meisterregisseur Ridley Scott („Blade Runner“) mehr Häme einstecken als für „G.I. Jane“. Das stumpfsinnige Militär-Drama ist inszenatorisch wie inhaltlich ein Affront gegen den guten Geschmack und versucht die Substanzlosigkeit des Skripts durch hochglänzende Werbeästhetik zu tünchen. Der Eindruck eines fadenscheinigen Hoheliedes auf Truppeneffizienz und -ausbildung soll durch hektisch geschnittene Actionintermezzi unterwandert werden. Doch versetzt dem Film gerade dies verzweifelte Heischen nach Authentizität den Todesstoß.
Erzählt wird die ewige Mär vom Sieg der Chancenlosen. Hier ist es Demi Moore („Striptease“), seinerzeit Hollywoods bestbezahlte Schauspielerin, die als erste Frau die beinharte Eliteausbildung der U.S. Navy durchlaufen darf. Für die Berufung jener von ihr verkörperten Soldatin O’Neill zeichnet sich die texanische Senatorin DeHaven (Anne Bancroft, „Die Reifeprüfung“) verantwortlich, der die anderen Kandidatinnen schlicht zu maskulin erschienen. Im Trainingscamp, herrisch befehligt vom unerbittlichen Master Chief John Urgayle („Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen), muss sie neben der Erniedrigung anfangs vor allem gegen die bevorzugte Behandlung ankämpfen.
Der Respekt der Kameraden (u.a. Jim Caviezel, „Der schmale Grat“), erst recht der Urgayles, ist hart erstritten. In Solidarität übt sich lediglich McCool (Morris Chestnut, „Im Feuer“), weiß er als Afroamerikaner doch um die Schwierigkeit von Anerkennung und Chancengleichheit. Dass die gerade beim Militär keine Selbstverständlichkeit darstellt, bekommt der Zuschauer breit vorgeführt. Die Fadenscheinigkeit, mit der Scott Geschlechterklischees ausbreitet und sich bei der rabiaten Darstellung unmenschlicher (und haltlos überzogener) Trainingssequenzen in latentem Sadismus suhlt, untersteht jedoch nie einer ganzheitlichen Dramaturgie.
Vielmehr scheint das Ziel eine plakative Aneinanderreihung hurra-patriotisch militaristischer Posen gewesen zu sein. Moore, die für ihre Darbietung die Goldene Himbeere erhielt, versucht unter Glatze und gestähltem Körper zeitgleich Verletzlichkeit auszustrahlen. Das Bildnis einer starken Frau verkommt so zum unfreiwillig komischen – und zudem reichlich naiven – Moralstück. Den wenig femininen Kahlschlag hatte Sigourney Weaver in „Alien 3“ vorgelebt. Ironischerweise war es ausgerechnet Scott selbst, der im Original des Horror-Klassikers den Prototyp der Powerfrau im modernen Actionfilm eingeführt – und diesen mit „Thelma & Louise“ später klug variiert hatte.
Seine grandios misslungene Soldaten-Soap hingegen konterkariert die Fürsprache der Gleichberechtigung durch effektheischendes und gänzlich distanzloses Macho-Gehabe, bei dem O’Neill ihre Rolle als Schachfigur in einem politischen Ränkespiel durch Überwindung der eigenen Weiblichkeit auflöst. Zum Dank darf sie dem Master Chief am Ende im Feindesland noch den Arsch retten. Das alles kann man sexistisch nennen, sado-masochistisch und in seiner visuell durchgestylten Überlebensgröße bedenklich prätentiös. Andererseits könnte man „G.I. Jane“ auch einfach als hirnlosen Trash abtun und das bisschen spinnerten Unterhaltungswert ohne Auslotung des interpretatorischen Spielraumes der Vergessenheit preisgeben.
Wertung: (3 / 10)