„I know how to make things eat. Maybe that’s my purpose in life.“ – Fry
Für zwei Jahre sah die Zukunft finster aus. 2005 wurde „Futurama“ nach (nur) 4 Staffeln und 72 Episoden abgesetzt. Für die produzierende Fox blieb die Trickfilmserie von „Simpsons“-Schöpfer Matt Groening hinter den Erwartungen zurück. Millionen Fans auf der ganzen Welt sahen das anders und offenbarten durch satte Gewinne beim DVD-Verkauf die Umsatzstärke des Formats. Letzten Endes kam das Einsehen und der Kompromiss, die Reihe in Form von für den Videomarkt konzipierten Filmen neuerlich aufleben zu lassen. Ein weiser Entschluss, war das Potential der futuristischen Satire doch längst nicht ausgeschöpft.
Das beweist „Bender’s Big Score“, der erste von vorläufig vier geplanten Abenteuern der Planet Express-Crew in Spielfilmlänge, höchst eindrucksvoll. Die Liebhaber der schrulligen Charaktere – solchen wie dem zufällig im Jahr 3000 erwachten Lieferjungen Philip J. Fry, der einäugigen Raumschiffkapitänin Turanga Leela oder dem sex- und alkoholbesessenen Roboter Bender (Bending Rodriguez) – kommen entsprechend voll auf ihre Kosten. Auch Krustentier und Hausarzt Dr. John Zoidberg erstrahlt in gewohnter Unzulänglichkeit. Überhaupt erstreckt sich vor dem Zuschauer ein atemloser Parcours ’nerdiger‘ Fortsetzungsfantasien, deren selbstreferenzielles Anspielungspanorama schier grenzenlos scheint.
So wird nicht einfach ein neues Kapitel aufgeschlagen, sondern mit großer Sorgfalt nach ergänzenden Anknüpfungspunkten gesucht. Das beginnt bereits beim Verhältnis der Kollegen Fry und Leela. Er, (noch immer) bis über beide Ohren in die toughe Mutantin verliebt, sie (noch immer) abgeschreckt durch sein Unvermögen, dem jugendlichen Leichtsinn zu entwachsen. Umso tiefer sitzt der Schock, als sich Leela in Lars verguckt, einen Angestellten des Neu New Yorker Kopfmuseums. Doch die Sorgen gehen weiter, haben sich drei nudistische Aliens via Spam-Bombardement Planet Express, den interstellaren Lieferservice des senilen Professors Hubert Farnsworth, unter den Nagel gerissen.
Zuerst aber wird die Zwangspause der Reihe damit erklärt, dass der Ausliefererdachverband Box Network (!) Farnsworths Lizenz eingezogen hat. Hinfällig wird der Entscheid, als die Verantwortlichen aufgrund ihrer Inkompetenz gefeuert, totgeprügelt und zu rosa Puder verarbeitet werden. Bald darauf reißt das Gaunertrio die Macht an sich und macht Bender durch einen Computervirus gefügig. Als sich durch eine kodierte Tätowierung auf Frys Hintern die Möglichkeit des Willkürlichen Reisens in die Vergangenheit ergibt, wird in den Außerirdischen die Habgier und in Leelas Haustier Nibbler die Befürchtung geweckt, das Raum-Zeit-Kontinuum könnte endgültig aus den Fugen geraten.
Über Anspielungen an „Terminator“ und „Star Wars“ – Luke Skywalker-Mime Mark Hamill wurde übrigens als Gastsprecher verpflichtet – verstricken sich der flüchtige Fry und der zu seiner Eliminierung abkommandierte Bender in allerlei haarsträubende Erlebnisse. Im New York des 21. Jahrhunderts gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit Frys Hund Seymour und Pizzabäcker Pinucci, sondern auch mit seiner Familie (inklusive des nach ihm benannten Neffen) und dem späteren Gouverneur des Mondes Al Gore. Der leiht seinem Cartoon-Alter Ego natürlich wieder selbst die Stimme und nimmt zudem Teil an der wohl plausibelsten Erklärung seiner Wahlniederlage um das Präsidentenamt gegen George W. Bush.
Bevor es zum Showdown in der Zukunft, respektive der serialen Gegenwart kommt, arbeitet sich Regisseur Dwayne Carey-Hill („Drawn Together“) an Gastspielen fast aller (relevanten) Nebenfiguren ab. Sei es Bürokrat Hermes Konrads Erzfeind Barbados Slim, der tumbe Weltraumtruppenführer Zapp Brannigan oder Hausmeister Scruffy, mit Ausnahme von Roboter-Schmieröltycoonin Mom finden sie alle ihre willkommene Erwähnung. Dabei wirkt „Bender’s Big Score“ immer wie aus einem Guss, inhaltlich komplex und emotional gewohnt ausgefeilt. So bieten sich am Ende nicht nur für Fry und Leela neue Perspektiven, auch „Futurama“ nimmt Kurs auf eine glorreiche Zukunft. Schön, dass sie zurück sind.
Wertung: (8 / 10)