Full Metal Village (D 2006)

full-metal-villageEine der schönsten Szenen von Sung-hyung Chos selbsternanntem Heimatfilm „Full Metal Village“ ist das standesgemäße Abgehen der Metal-Fans. Da wird mit langen Mähnen der Propeller geprobt, im Biergelage verschmelzen Jeansstoff und schwarzes Leder zu einer ekstatisch zuckenden Masse. Doch die Musik, die da von der Bühne dringt, ist mitnichten geprägt von schweren Gitarren und grollenden Männerstimmen. Es ist die Blaskapelle der verschlafenen Schleswig-Holsteinischen Gemeinde Wacken, die das Publikum, ob zugereist oder ortsansässig, mitreißt.

Seit 18 Jahren lädt Wacken zu einem Musikfestival unter freiem Himmel. Das Open Air-Event, bei dem sich alles um das musikalische Schwermetall dreht, lockt jährlich mehr als 50.000 Besucher aus allen Teilen der Welt an. Für die Einwohner des Ausrichterstädtchens bedeutet dies hellen Aufruhr, aber allen voran willkommene Profite für die Einzelhändler. Denn über den Rest des Jahres bewegt sich nicht viel in der Region. In der ersten Hälfte gilt dies auch für den Film. Die südkoreanische Regisseurin streift durch den Ort, interviewt Einwohner, fängt Stimmen und Stimmungen ein. Viel mehr als das ist die launige Dokumentation nicht.

Der Clash der Kulturen, Landleben gegen Großstadt, provinzielle Gelassenheit gegen ausschweifende Massenbegeisterung, kommt etwas zu kurz. Wenn nach mehr als einer Stunde das Festival selbst betrachtet wird, dann für sich. Das Portrait des Ortes und der flüchtige Blick auf den Event greifen nur selten direkt ineinander. Damit verschenkt „Full Metal Village“ zwar einen Teil seines Potentials, ein liebevoller und sehr unterhaltsamer Film ist es dennoch geworden. Auch ein intimer. Denn vor der Kamera und der exotisch wirkenden Fragestellerin öffnen sich die Menschen und erwachen aus ihrer Lethargie.

Mit sympathischer Naivität dringt Sung-hyung Cho in den Mikrokosmos aus Kaffeekranz und Landwirtschaft ein, lässt sich den Unterschied zwischen Kuh und Kalb erklären und beobachtet die Menschen in ihrem sozialen Umfeld. So treten Geschichten zutage, über Land und Leute, die mit ihren ganz persönlichen Gedanken einmal nicht allein gelassen werden. Eine Vertrautheit entsteht, bei der die Musik des Teufels, die Oma Schaak für die Dauer des Festivals Reißaus nehmen lässt, ihren Stellenwert einbüßt. Es ist eben kein Film über Konzerte und Fans, sondern über Land und Menschen. Ein echter Heimatfilm eben.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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