Frost/Nixon (USA 2008)

frost-nixonWenn die Regierung unter George W. Bush eines geschafft hat, dann die schier kollektive Erschütterung des völkischen Vertrauens in die Politik. Nach zwei Amtszeiten räumte er das Oval Office als unbeliebtester Präsident der amerikanischen Geschichte und unterbot in Sachen Popularität sogar Richard Nixon. Der war 1974 über seine Verstrickungen in die Watergate-Affäre gestürzt und als erstes US-Staatsoberhaupt gezwungen, sein Amt vorzeitig niederzulegen. Begleiten sollte ihn fortan die Sorge um seine Bedeutung. Würde man ihn, den verschlossenen Staatsmann, allein an seinen Verfehlungen messen?

Drei Jahre nach seinem unrühmlichen Abgang wagte Nixon den Versuch der Rehabilitierung. Die Öffentlichkeit hatte er gemieden, das Interviewangebot des britischen Fernsehmoderators David Frost jedoch konnte er nicht ausschlagen. Frost, als Sonnyboy verschrien, bespaßte das Publikum in Australien und England vorrangig mit Unterhaltungsshows und schien für den von Nachfolger Gerald Ford in allen Anklagepunkten begnadigten Ex-Präsidenten kein ernsthafter Opponent. Im Frühjahr 1977 traten die beiden Männer für eine vierteilige Gesprächsreihe vor die TV-Kameras. Mit verblüffendem Ausgang.

Ungeachtet seiner Oscar-Auszeichnung für „A Beautiful Mind“ ist Ron Howard nicht gerade berühmt für die saubere Trennung von Anspruch und Unterhaltung. Umso erstaunlicher ist die Zurückhaltung, mit der er die psychologische Konfrontation „Frost/Nixon“ aufbereitet. Die Verfilmung von Peter Morgans gleichnamigem Theaterstück kombiniert klassisches Erzählkino mit Talking Heads-Dokumentation, wobei die rückblickenden Beteiligten in Form ihrer Darsteller Auskunft geben. Mit Kevin Bacon („Mystic River“), Sam Rockwell („Joshua“), Oliver Platt („Mein Kind vom Mars“), Toby Jones („W.“) und Rebecca Hall („Vicky Cristina Barcelona“) ist der Nebencast beeindruckend aufgestellt.

Die Hauptrollen bekleiden Michael Sheen („Die Queen“) und Frank Langella („Good Night, and Good Luck“). Zweitgenannter weist äußerlich zwar keine zwingende Ähnlichkeit zu Nixon auf, macht die Illusion durch präzise Gestik und gebeugte Körperhaltung aber authentisch genug, um die Faszination der geschichtsträchtigen Demontage konstant zu erhalten. Mit fast übertriebener Sorgfalt widmet sich Howard den Protagonisten und schafft es am Ende, wenn der zuvor fast hoffnungslos unterlegene Frost die Fassade des berechnenden Präsidenten doch noch zum Einsturz bringt, gar einen Hauch von Mitgefühl für ihn aufzubringen. Mancher Vereinfachung der Ereignisse zum Trotz ein glänzendes Polit-Kammerspiel.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

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