„For what we are about to see next, we must enter quietly into the realm of genius.“ – Frankenstein, Pardon Fronkensteen
In einer Zeit, als das Vorwort „A Mel Brooks Film“ noch kein teilnahmsloses Achselzucken provozierte, entstand „Frankenstein Junior“. Dies wohl größte parodistische Werk des berühmten Vollblutkomödianten, der schon mit „Frühling für Hitler“ in die Annalen Hollywoods eingegangen war, braucht nicht, wie es mit den Gebrüdern Zucker später üblich wurde, Scherze im Sekundentakt. Es genügt bereits die im Sinne der Hommage, der künstlerischen Ehrerbietung, vollzogene Anlehnung an Stil und Ausstattung des klassischen Originals.
Die Mühe zeigt sich bereits in der Ausstattung des Laboratoriums. Dessen Einrichtung ist James Whales Grusel-Giganten „Frankenstein“ nicht nur nachempfunden, sie entspricht in Teilen sogar den ursprünglichen Apparaturen und Gerätschaften. Unterstützt wird diese Liebe zum Detail – und erst recht die zur ersten Tonverfilmung von Mary Shelleys wegweisender Buchvorlage – durch die schwarz-weiße Farbgebung. Brooks erzielt eine Authentizität, die keiner bloßen Flut an Gags bedarf. Wenn die spielfreudigen Schauspieler auch in situationskomischen Possen zur Hochform angespornt werden.
Leicht ist es nicht, das Erbe des Barons Frankenstein. Der Ruf des ebenso legendären wie wahnsinnigen Großvaters lastet schwer auf dem jungen Frederick (Gene Wilder, „Charlie und die Schokoladenfabrik“), weshalb er auch auf die namentliche Aussprache „Fronkensteen“ besteht. Als Erbe des Familienschlosses kann er sich seines Schicksals aber nicht (lange) erwehren – und erschafft mit dem so buckligen wie tumben Gehilfen Igor (Marty Feldman, „Silent Movie“) und Assistentin Inga (Teri Garr, „Tootsie“) einen Kunstmenschen (Peter Boyle, „Taxi Driver“). Mit chaotischen Folgen, Liebeswirren und einer absurden Revueeinlage.
Brooks, der mit Wilder auch das Oscar-nominierte Drehbuch schrieb, wappnet sich mit allen Klischee-Kalibern, um seiner irrwitzigen Persiflage den gebotenen Rahmen zu bieten. Ob Donnerhall, Wolfsgeheul oder bewaffneter Mob, liebevoll werden sämtliche Standarten des Genres eingepflegt. Unvergessen, neben Feldmans Igor, auch der halb-mechanische Schutzmann Kemp (Kenneth Mars, „Radio Days“) oder das Wiehern der Pferde, sobald der Name der Wirtschafterin Blücher (Cloris Leachman, „Höhenkoller“) fällt. Mitunter schrill und schreiend komisch, über weite Strecken aber schlicht eine schöne und mit viel Herzblut vollzogene Verbeugung vor einem unsterblichen Grusel-Klassiker.
Wertung: (8 / 10)