„Welcome to the human race.“ – Plissken
Kurz bevor die reelle Zeitrechnung John Carpenters 1997 angesiedelten Kultklassiker „Die Klapperschlange (1981) eingeholt hatte, legte der Regisseur nach. Die späte Fortsetzung „Flucht aus L.A.“ versucht erst gar nicht auf eigenen Ideen zu fußen und variiert den Plot des Originals schlicht beim Setting und den Nebenfiguren. Der Rest ist altbekannt, wenn Antiheld Snake Plissken (Kurt Russell, „Tequila Sunrise“) abermals im Riesenknast die Welt retten soll. Nur findet sich der nicht in New York, sondern im von Erdbeben und Flutkatastrophen vom Festland abgespaltenen Los Angeles.
Den Sicherheitschef jenes nicht mehr zu Amerika gehörigen Areals gibt Stacy Keach („Long Riders“). Er sorgt für den reibungslosen Ablauf bei der Deportation desjenigen Abschaums, der sich den rigiden Gesetzesvorgaben des totalitären Staates nicht beugen will. Als Präsidententochter Utopia (A.J. Langer, „Three Sisters“) samt einer Technik lahmlegenden Wunderwaffe die Flucht in die kriminelle Sperrzone wagt, spielt sie Che Guevera-Aspirant Cuervo Jones (Georges Corraface, „Zimt & Koriander“) den entscheidenden Trumpf seiner geplanten Rebellion zu.
Nur gut, dass Plissken nach 15 Jahren auf der Flucht im gleichen alten Kostüm dingfest gemacht wurde. Das Angebot eines neuerlichen Himmelfahrtskommandos kann er kaum abschlagen, zwingt ihn doch ein unbemerkt injiziertes Virus zur Kooperation. Bis zum Tode verbleiben ihm nur 10 Stunden. Da die Zeit drängt, bekommt er unversehens einen zeitgemäßeren Aufzug nebst hilfreichem Equipment spendiert und begibt sich per Mini-U-Boot auf die Gefängnisinsel, wo es allerhand tödliche Gefahren zu überlisten gilt.
Keine Frage, „Flucht aus L.A.“ macht Spaß. Neben dem erneut herrlich miesepetrigen Kurt Russell („Call me Snake.“) garantiert die namhafte Riege munterer Nebendarsteller – unter anderem Steve Buscemi („Reservoir Dogs“), Peter Fonda („Futureworld“), Pam Grier („Coffy“) und Bruce Campbell („Tanz der Teufel“) – kalkuliert trashiges Vergnügen. Dem hinterher hinkt die Originalität. Carpenter weiß dem utopischen Krawall trotz deutlich gestiegenen Budgets keinerlei neue Ansätze zu vermitteln, worüber ihm recht bald die Puste ausgeht.
Der bunte Neuanstrich des grimmigen Meisterwerks verspielt weitere Sympathie durch die teils haarsträubenden Computereffekte. Im Grunde ist der überflüssige Nachklapp eine blanke Enttäuschung. Schmissiger Action und Seitenhieben auf Hollywood und Schönheitswahn stehen eine oft episodische Handlungsfolge und die Plünderung des Vorgängers gegenüber. Entsprechend fällt auch das Ende aus, bei dem Plissken wieder allen eine lange Nase dreht. So macht die Anarchie der Zukunft Laune. Nur sollte man besser keinen klaren Gedanken an den Film verschwenden.
Wertung: (6 / 10)