Es ist der ewige Kampf Gut gegen Böse. Oder besser: Feuer gegen Eis. Bei Trickfilm-Individualist Ralph Bakshi („Fritz the Cat“) folgt er den Regeln des Fantasy-Genres. Also gibt es einen finsteren Herrscher, der die freien Länder mit Krieg und Zerstörung überzieht, und den ihm widerstrebenden rechtschaffenden König. Der nach Allmacht gierende – und von seiner Mutter beratene – Zauberer Nekron kontrolliert das Eis. Er thront in einem gefrorenen Palast auf einem Gletscher und treibt die Eismassen unaufhaltsam über Land und Leute. Sein Ziel ist die Unterwerfung des Regenten Jarol (Körper und Stimme: Leo Gordon, „Drei Fremdenlegionäre“), dessen Amtssitz Teil eines aktiven Vulkans ist. Und weil sich Gegensätze bekanntlich anziehen, scheint ein Krieg unvermeidlich.
Die Perspektive folgt nach kurzer Vorstellung beider Parteien jedoch zunächst dem unerschrockenen jungen Kämpfer Larn, dessen Dorf von Nekrons unerbittlich vorrückendem Eismassiv – und seinen an Urmenschen erinnernden Truppen – vernichtet wird. Nur Larn überlebt und kann seinen Häschern durch einen beherzten Sprung von einem hohen Baum entkommen. Dabei zeigt sich rasch, dass der von Bakshi und Illustrator Frank Frazetta gemeinsam produzierte und konzipierte Film nicht für Kinder gedacht ist: Männer werden von Eissäulen erschlagen, Körper durchbohrt, einer von Nekrons Vasallen von Larn mit einer Axt in der Brust bedacht.
Tricktechnisch überzeugt die Produktion, die den Entwürfen und ikonesken Fantasy-Bildern Frazettas nur bedingt gerecht wird, bis heute. Im Vergleich zu Bakshis ambitionierter, letztlich aber unvollendeter „Herr der Ringe“-Adaption von 1978 gilt das auch für das Rotoskopie-Verfahren, bei dem echte Schauspieler gefilmt und nachträglich übermalt werden. Der Aufwand dieses Prozesses, der wie ein antiker Vorgriff des Motion Capture wirkt, war jedoch so immens, dass er sich nicht flächendeckend durchsetzte. So mögen die in „Feuer und Eis“ erschaffenen Bildwelten ein wenig angestaubt und bisweilen auch unfertig anmuten, an ihrer zeitweiligen Imposanz ändert das nichts.
Der überschaubar originelle Plot kann da nur schwerlich mithalten. Doch bietet das hohe Tempo kaum Gelegenheit, diesem verzeihlichen Malus mehr Gewicht zu gewähren als unbedingt nötig. Um den Krieg noch vor seinem Höhepunkt zu entscheiden, lässt Nekron die bevorzugt knapp bekleidete Tigra (mit der Stimme der langjährigen „Simpsons“-Sprecherin Maggie Roswell), Jarols Tochter, verschleppen, was dem für Bakshi durchaus typischen Umgang mit erotischen Elementen (jugendfreien) Raum eröffnet. Nach geglückter Flucht begegnet sie Larn, der wiederum die Bekanntschaft des furchtlosen Darkwolf (Steve Sandor, „Stryker“) macht. Der maskierte Krieger sinnt als Vorsteher einer durch Nekron vernichteten Zivilisation auf Rache. Die Chance erhält er, als Jarol seine auf Flugsauriern reitenden Krieger aussendet, um der drohenden Gefahr die Stirn zu bieten.
Welche Partei am Ende die Oberhand gewinnt, sollte bereits aufgrund der Gegenüberstellung der Elemente keinerlei Raum für Spekulationen bieten. Spätestens wenn Jarol den zu seinem Herrschaftssitz gehörenden Vulkan Lava speien lässt, liegt Nekrons weit schlechtere Ausgangsposition klar auf der Hand. In seinem kommerziell wenig erträglichen Opus präsentiert Bakshi eine archaische Welt voller Gefahren. Nicht alle davon, wie etwa das einäugige Wassermonster oder die Hexe im Wald, fügen sich reibungslos in die ohnehin flüchtige Erzählung. Trotzdem sorgt „Feuer und Eis“ als oberflächlich actionbetontes Fantasy-Abenteuer für nostalgisches Trickfilm-Flair. Sicher kein Meisterwerk, aber allemal kurzweilige Unterhaltung.
Wertung: (6,5 / 10)