Hongkongs kostümfreudiges Martial-Arts-Kino machte Jet Li in den Neunzigern bekannt und ebnete ihm den Weg nach Hollywood. Grund genug, auf eben diesem Terrain den eigenen Aussagen zufolge letzten klassischen Eastern seiner Karriere zu begehen. Wie in „Once Upon a Time in China“ verkörpert er auch in „Fearless“ eine verbürgte Lichtgestalt der chinesischen Kampfeskunst, namentlich Huo Yuan Jia. Der von Genrespezialist Ronny Yu („The Bride with White Hair“) inszenierte Film begleitet ihn in Rückblicken von der Kindheit bis zur Erfüllung seines Schicksals und nutzt die pseudobiografische Grundierung für Lis perfekt choreographierten Ausstand.
Das durch US-Gelder mitfinanzierte Action-Drama vereint die Hongkongexporte Jet Li und Ronny Yu, der in Amerika unter anderem „Chucky und seine Braut“ und „Freddy vs. Jason“ drehte, mit Yuen Woo Ping, der durch seine Kampfchoreographie für „Tiger and Dragon“ und die „Matrix“-Trilogie auf internationalem Sektor Bekanntheit erlangte. Der mitunter selbst als Regisseur („Iron Monkey“) und Schauspieler („Eastern Condors“) tätige Kinoästhet setzte bei „Fearless“ nicht nur die spektakulären Kung-Fu-Duelle in Szene, sondern verweist mit ihnen auch das viel zitierte Martial-Arts-Kino Thailands in seine Schranken.
Ohne den Humor seiner früheren Filme und ohne die poetische Aura von „Hero“ keilt sich Li durch die dramatische Geschichte. Die narzisstische Besessenheit im Bestreben, der beste Kämpfer zu werden, verleiht seiner Rolle die notwendige Ernsthaftigkeit und zeigt, dass er auch schauspielerisch gereift ist. Angefacht durch den unbedingten Siegeswillen, umgibt sich Huo Yuan Jia mit falschen Freunden. Nach einem blutigen Sieg über einen seiner Kontrahenten tötet dessen Schüler Huos Familie. Gebrochen verlässt er die Heimat und schöpft in der kargen Idylle eines Bauerndorfes neuen Lebensmut. Er lernt den Respekt und kehrt nach Jahren geläutert ins Licht der Öffentlichkeit zurück. Als er sich den zunehmenden westlichen Einflüssen in der Gesellschaft entgegenstellt, avanciert er zum Volkshelden.
Nach furioser erster Hälfte schaltet der Film einen Gang zurück und widmet sich der geistigen Neuorientierung seiner Hauptfigur. Jet Li überzeugt in der charakterlichen Entwicklung seiner Rolle, ist aber noch immer am besten, wenn es darum geht die Körper seiner Gegner zu traktieren. Das im schier handlungslosen Auftakt mit virtuosen Kampfeinlagen die Sinne betäubt werden, stört dabei ebenso wenig wie das übertriebene Pathos des Schlussdrittels. Die Unwucht verdankt „Fearless“ diversen Kürzungen, um des Tempos Willen wurden angeblich mehr als 30 Minuten Handlung aus dem Film entfernt. Gerade Genrefans sollte das mehr entgegenkommen als aufstoßen. Im Falle eines Zweifels dürfte die angedachte Veröffentlichung einer Langfassung das Publikum jedoch versöhnen.
Wertung: (7 / 10)