Fat Mike – Gets Strung Out (2023, Fat Wreck)

Als NOFX verlauten ließen, dass sie sich im Zuge ihres 40-jährigen Bandbestehens auflösen würden, war klar, dass dies Türen für andere kreative Betätigungsfelder öffnen würde. Frontmann Fat Mike sollte da noch die geringsten Sorgen machen, der als COKIE THE CLOWN etwa auf Solo-Pfaden die deprimierenden Facetten seines Schaffens auslotet. Emotional geht es auch auf „Gets Strung Out“ zu, bei dem der Fat-Wreck-Plattenboss einmal mehr auf die Unterstützung des französischen Multi-Instrumentalisten Bastien „BAZ“ Brisson setzt. Das überraschende Ergebnis: NOFX-Songs, die von einem Streicher-Quartett ohne begleitende Vocals neu interpretiert werden.

Und so laden Stücke wie „One Million Coasters“, „Life… Oh What a Drag“ (aus dem Musical „Home Street Home“), „I’m a Rat“, „Fuck Day Six“, „She’s Gone“ oder „The Desperation´s Gone“ nicht zur Pogo-Party ein, sondern zum andächtigen Lauschen in aller Stille. Gerade die braucht es, um den Entdeckungsspielraum der so anmutigen wie – Textsicherheit bei den Originalen vorausgesetzt – tieftraurigen Arrangements schrittweise zu erschließen. Um die Klasse der Platte zu veranschaulichen, sei lediglich das von ergreifendem Cello-Auftakt geprägte „The Art of Protest“ erwähnt, das im weiteren Verlauf von zarten Piano-Klängen aufgefangen wird.

Natürlich gibt es die, die sagen werden, dass APOCALYPTICA doch irgendwie erfrischender daherkamen. Das mag tatsächlich stimmen, im Kosmos von Fat Mike und NOFX ist „Gets Strung Out“ aber nicht nur die verblüffende Erschließung von künstlerischem Neuland, sondern auch der Beleg dafür, dass im Punk eben doch alles möglich ist. Daher darf durchaus gespannt erwartet werden, was sich aus der Asche des Genre-Klassikers noch alles für Ideen erheben werden.    

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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