Fast & Furious 6 (USA 2013)

fast-and-furious-6„You don’t turn your back on family, even when they do.“ – Prinzipientreuer Familienmensch: Dominic

Von jeder Ernsthaftigkeit befreit, hat sich die „Fast & Furious“-Reihe zum Popcorn-Kult für Jungs entwickelt. Ab Teil vier wurde die Bleifuß-Soap zusehends abgehobener und erreichte mit dem Folgeteil, bei dem die PS-Profis um Vin Diesel („Riddick“) Rio de Janeiro auseinandernahmen, für zügellose Unterhaltung in Comic-Manier. Diesen Superlativ des Blockbuster-Kinos zu übertreffen, schien schwierig. Doch Justin Lin, der seit dem dritten Part „Tokyo Drift“ sämtliche Kapitel der Action-Saga inszeniert hatte, versuchte der eigenen Überbietungslogik noch einen draufzusetzen. Mit respektablem Ergebnis.

Nach der gelungenen Flucht am Ende des Vorgängers hat sich das Team um Diesels Dominic Toretto in den Ruhestand verabschiedet. Ihn hat es nach Spanien verschlagen, wo die Geburt des Kindes von Schwester Mia (Jordana Brewster, „The Faculty“) und Partner Brian (Paul Walker, „Kill Bobby Z“) Anlass zur Freude gibt. Doch die Phase der Erholung ist nur von kurzer Dauer. Denn der Ausklang von „Fast & Furious Five“ stellte mit einem aktuellen Foto von Dominics totgeglaubter Jugendliebe Letty (Michelle Rodriguez, „Avatar“) die Weichen für neuerliche Blechschäden. So dauert es nicht lange, bis der bullige Agent Hobbs (Dwayne ‘The Rock‘ Johnson, „Faster“) auf der Matte steht und die Hilfe der Verbrecherbande erbittet.

Letty ist Teil einer Gruppe, die im Stile Dominics waghalsige Überfälle durchführt. Nur ist deren Ziel deutlich höher gesteckt, da es Anführer Owen Shaw (Luke Evans, „Krieg der Götter“) auf eine Militärtechnik abgesehen hat, die in den falschen Händen zur Gefahr für die gesamte Welt werden könnte. So weit, so abgehoben. Um Lettys Schicksal zu ergründen, trommeln Dominic und Brian die alte Gang, bestehend aus Roman (Tyrese Gibson, „Transformers“), Tej (Ludacris, „Gamer“) und Han (Sung Kang, „Shootout“), zusammen und bieten der skrupellosen Gegnerschaft auf Londons Straßen die Stirn. Erschwert wird die Aufgabe, da sich Letty nicht an ihr früheres Leben erinnern kann.

Für einen Drehbuch-Oscar prädestiniert sich das übermütige Krachbumm-Spektakel wahrlich nicht. Der aufgeblasene Plot, der sichtlich bemüht scheint, lose Enden der vorangegangenen Teile halbwegs schlüssig zu verknüpfen, ist Mittel zum rasanten Zweck. Die Darsteller füllen ihre Stereotypen mit Wonne und wirken mittlerweile so überlebensgroß, dass man ihnen die stumpfe Reduktion auf wenige prägende Eigenschaften kaum krummnehmen kann. An die überraschende Klasse des direkten Vorgängers kann „Fast & Furious 6“ trotzdem nicht vollends anknüpfen, da die Geschichte bisweilen unnötig gedehnt erscheint und manche der rasanten Actionszenen schlicht absurd bescheuert sind.

Bestes Beispiel ist die wahrhaft lachhafte Rettungsaktion Dominics während der spektakulären Panzerverfolgung, bei der er sich von einem fahrenden Auto in die Luft erhebt, um die in Gegenrichtung fliegende Letty vor dem sicheren Tod zu bewahren. Das hätte Superman kaum besser hinbekommen können! In der Gegenüberstellung von Diesel und Widersacher Evans wird auf dem Weg zum pathetischen Happy End noch der familiären Einheit gehuldigt, ehe die Fahrertür zur nächsten Fortsetzung mit einem Kurzauftritt von Jason Statham („The Transporter“) aufgestoßen wird. Denn war Han in „Tokyo Drift“ nicht eigentlich bei einem Unfall zu Tode gekommen? In der Realität traf dies Schicksal bekanntermaßen Paul Walker. Wie diese Lücke filmisch geschlossen wird, darf mit einiger Spannung erwartet werden.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

scroll to top