Bereits früh gründete Richard Linklater seine eigene Produktionsfirma, um sein Hobby zum Beruf zu machen. Eine klassische Ausbildung beim Film absolvierte er nicht. Dies sah man gerade seinen frühen Werken an, die ehrlich und authentisch das Bild einer Jugend zeigten, die nicht wusste, wo es hingehen soll. „Slacker“ genießt Kultstatus, gleiches gilt für „Dazed and Confused“ (u.a. mit Matthew McConaughey & Ben Affleck). Als vielleicht bestes Werk Linklaters gilt noch immer „Before Sunrise“. Diese Zeit ist lange vorbei, die Art Filme zu drehen jedoch ist geblieben. Zu sehen ist dies bei seinem jüngstem Film „Fast Food Nation“, seinem persönlichen Angriff auf die US-Lebensmittelindustrie.
Als stellvertretender Präsident der Marketingabteilung von „Mickey´s“, einem großen Fast-Food-Anbieter, hat Don Henderson (Greg Kinnear) eine schwere Reise vor sich. In einer seiner Kreationen – dem Burger „Big One“ – wurden nach Untersuchungen erhöhte Anteile von Rinderkot festgestellt. Angesichts einer neuen Werbekampagne würde dies den Todesstoß bedeuten. Henderson soll vor Ort den Fleischlieferanten durchleuchten und sich einen Überblick über die Lage verschaffen. Was er unter anderem von einem ehemaligen Zulieferer der Fabrik (Kris Kristofferson) erfährt, lässt ihn aufhorchen, auch ein Gespräch mit dem eigenen Kontrolleur (Bruce Willis) bestätigt seine Zweifel. Alle Mängel sind bekannt, angefangen bei zu schnell laufenden Fließbändern bis hin zur Ausbeutung mexikanischer Einwanderer.
Das gewisse Teile von Hollywood seit geraumer Zeit ihr Herz auf der linken Seite schlagen haben, ist nichts Neues. Auch Richard Linklater reiht sich munter in das neue politische Wir-Gefühl ein und prangert mit seinem Film „Fast Food Nation“ die Missstände der Lebensmittelindustrie am Beispiel einer fiktiven Schnell-Restaurantkette an. Die Art und Weise seines Films erinnert an eine Dokumentation – deren Bilder er sich auch immer wieder bedient – vor allem, wenn die Arbeit in der Lebensmittelfabrik gezeigt wird. Kein Wunder, ist die zugrunde liegende literarische Vorlage von Eric Schlosser doch ein Sachbuch.
Grob verwebt Linklater verschiedene Handlungsstränge, lässt sie aber nicht in dem bekannten Maß ineinander laufen, wie es bspw. bei Filmen wie „Magnolia“ oder „L.A. Crash“ der Fall ist. Auch wenn man dies als Betrachter zwangsläufig erwartet. Bei drei, vier verschiedenen Handlungssträngen behält Linklater jedoch nicht immer den Überblick, zu viel mutet er seinem Film letztendlich zu. Gerade der Strang um Greg Kinnear („Little Miss Sunshine“) endet allzu abrupt. Das Thema aus mehreren Blickwinkeln zu zeigen, ist sicherlich die richtige Entscheidung gewesen, leider ist die Umsetzung nicht immer konsequent genug.
Neben Greg Kinnear hat Bruce Willis („Stirb langsam“) mal wieder einen kurzen Auftritt, zudem sind mit Ethan Hawke („Training Day“) und Patricia Arquette („Stigmata“) weitere bekannte Gesichter in kleineren Rollen zu sehen. Darüber hinaus hat auch Rock-Göre Avril Lavigne einen kleinen Auftritt als Tierschützerin. Doch ihre Auftritte verpuffen inmitten der nicht stringent erzählten Geschichte. Das, was Linklater zudem anprangert, ist größtenteils bekannt bzw. wirkt in einzelnen Fällen überspitzt. Aus dem Thema hätte man sicherlich mehr machen können.
Wertung: (6 / 10)