Farmer’s Boulevard – Red Carpet (2006, PCS Records)

Wenn eine Band nach vier Jahren ein neues Album veröffentlicht, sollte zumindest der Eindruck einer Weiterentwicklung vermittelt werden. Hört diese Band aber auf den Namen FARMER‘S BOULEVARD (oder FARMER’S BLVD.), ist der Treueschwur an das bisher geleistete nicht weniger als ein Grund zur Freude. Das Quintett aus Leipzig hat sich Zeit gelassen mit dem Nachfolger zum launigen „Still Four“. Da dem Volksmund zufolge aber endlich gut wird, was lange währt, stellt sich die Frage nach Gelingen und Scheitern von „Red Carpet“ nicht. Jedermanns Sache war dies Gespann ohnehin nie. Wozu also bewährtes abschaffen?

Natürlich kündet „Red Carpet“ von einer Entwicklung des lauten Gespanns. Melodien werden weiter reduziert, der Dampfhammer-Appeal konsequent ausgebaut. FARMER‘S BLVD. starten auf Album Nummer drei richtig durch und servieren ein Old School-Brett im oberen Drehzahlbereich. Die Produktion bleibt Garant für tosendes Geschrabbel, die Handhabung der Instrumente wirkt mehr wie aus einem Guss. Die eigenwillig kreischigen Shouts werden besser denn je durch die Hintergrundgesänge gestützt, der Stempel der Hymnenhaftigkeit haftet den Songs eher auf subtiler Ebene an.

Die Spielzeit der einzelnen Stücke bewegt sich in angenehmer Kürze, spürbare Dauer wird einzig in den stummen Vorlauf zum Hidden Track – einer deutsch umgetexteten Version des BEASTIE BOYS-Smashers „No Sleep Till Brooklyn“ – investiert. Textlich nehmen FARMER‘S BLVD. wie gehabt kein Blatt vor den Mund und mischen Persönliches mit Politischem. Ihre Authentizität haben sich die Jungs bewahrt, der Phrasenexpress rauscht noch immer meilenweit an Leipzig vorbei. „Red Carpet“ kündet von unprätentiösem Hardcore, der Verweigerung vor musikalischer Anpassung. Reich wird man unter solcher Prämisse nicht. Aber vielleicht ist gerade das die Ausrollung des roten Teppichs wert.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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