Face the Front – Modern Values (2012, sumsRecords)

facethefrontmodernvaluesPlatten dem individuellen Kenntnisspektrum bislang verborgener Bands sind immer dann am besten, wenn sie die Erwartungen schon während der ersten Hörkonfrontation aushebeln. „Modern Values“, das Albumdebüt der Luzerner DIY-Formation FACE THE FRONT, ist dafür ein treffliches Beispiel. Denn der unbekümmerte und konstant packende Stilmix wechselt munter Tempo, Klangfarbe und Einflussbereich, ohne je beliebig oder belanglos zu wirken.

Am Anfang des Openers „Greater Than Giants“ wähnt man sich kurz bei Brüdern im Geiste von TITLE FIGHT, wird jedoch rasch auf eine andere Fährte geführt. Denn was da zunächst rau aus den Boxen schallert, nimmt mit dem schicken Refrain die Ausfahrt Richtung Melo-Punk, um nach stimmiger Erdung beim folgenden „Take It As It Comes“ mit dem rockig-temporeduzierten „Stuttgart“ Spätneunziger-Emo (siehe die frühen DONOTS) zu bedienen.

Solch ein Querfeldeinspurt bereits im ersten Viertel macht erst einmal Eindruck – und selbstredend Lust auf mehr. Aber die Schweizer liefern prompt. „Sleeping with the Lights On“ ist ein echter Hit und auch „You Had Me at Hello“, der wiederum rockige Titeltrack oder das als Bonustitel nach dem Outro gereichte „Fall Over Board“ machen „Modern Values“ zu einem heimlichen Hochkaräter.

Dass FACE THE FRONT zudem hübsch melancholisch zu Werke gehen und auch gesangliche Schieflage („In Love with the Illusion“) nicht scheuen, macht diesen erfreulich starken Emo-Punk-Nachklapp insgesamt zu einer sympathisch unverblümten Entdeckung. Schade nur, dass die Jungs unlängst ihren (vorläufigen) Abschied feierten, da es Bassist, Sänger und sumsRecords-Gründer Alain Schurter auf unbestimmte Zeit nach England verschlägt. Darauf ein von Herzen kommendes Hallo und Tschüss!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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