Die Möglichkeit der totalen staatlichen Überwachung erschreckt. Zur Prävention und Aufklärung von Verbrechen mag sie dienlich erscheinen, aber was ist mit menschlichen Grundrechten, was mit der Aufhebung von Privat- und Intimsphäre? Um solche Kinkerlitzchen schert sich der chinesische Thriller „Eye in the Sky“ nicht. Das Regiedebüt des Autors Yau Nai-Hoi, der die Drehbücher zu etlichen Werken Johnnie Tos („Running on Karma“) lieferte, taucht in die akribische Observationsarbeit einer großstädtischen Spezialeinheit ein.
Im Feld angeführt werden die zivilen Sonderermittler vom erfahrenen Wong (Simon Yam, „Exiled“), der die junge Novizin Bobo (Kate Tsui, „The Sparrow“) unter seine Fittiche nimmt. Gemeinsam gilt es eine brutale Bande zu überführen, die Juweliergeschäfte überfällt. Der jüngste Raubzug der Gangster jedoch hat Spuren hinterlassen: Fatman Tung (Suet Lam, „PTU“), bewaffneter Rückhalt der Diebe, wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. Über ihn sollen die Täter, mehr noch die Drahtzieher der minutiös geplanten Verbrechen identifiziert werden.
Bevor auch der Kopf der Gang, der unscheinbare Shan (Tony Leung Ka-Fai, „Election“), ins Visier der Fahnder gerät, illustriert Yau die Vorgehensweise von Wong und seinem Team. Details und Indizien werden sondiert und ein schier undurchdringliches Netz aus digitaler Information und analoger Beobachtung gespannt. Mutmaßlich unbeteiligte Passanten spielen sich per Funk verfolgte Verdächtige zu. Die Polizeiarbeit wird zum taktischen Spiel, zu einer Schachpartie im urbanen Ballungsraum. Spannend aufgezogen ist das allemal, in der Betrachtungsweise nur ohne jeden kritischen Ansatz belassen.
Der Zweck heiligt die Mittel, wenn die Errungenschaften der Informationsgesellschaft gegen die Allgemeinheit gerichtet werden. Natürlich nur zu ihrem eigenen Wohl. Fiebrig, mit schnellen Schnitten und verwackelter Kamera, wird Dynamik in die Narrative gepresst. Dies recht komplexe Zusammenspiel von Arbeitsmethoden und Einzelschicksalen, wobei die Charaktere bloß Schemen und nicht selten Spiegelbilder bekannter Klischees bleiben, verfügt über eigentümliche Reize. Was fehlt ist die Tiefe, die das ansehnliche Routine-Katz- und Mausspiel zum Statement, nicht nur zum überwachungsstaatlichen Abenteuerspielplatz macht.
Wertung: (5 / 10)