Extrem laut und unglaublich nah (USA 2011)

extrem-laut-und-unglaublich-nahDie Terroranschläge vom 11. September 2001 haben die Welt verändert. Mit ihr wandelte sich auch das Kino, das in der präsidialen Amtszeit George W. Bushs wieder politischer und kritischer wurde. So versucht(e) sich auch Hollywood immer wieder an der Aufarbeitung des Unvorstellbaren. Einen ungewöhnlichen Weg, den lähmenden Schrecken und die ihn begleitende Leere erfahrbar zu machen, wählt „Extremely Loud and Incredibly Close“. Zentrales Motiv der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jonathon Safran Foer ist der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen, der hier, zumindest ansatzweise, durch eine ganz spezielle Suche überwunden wird.

Hauptprotagonist ist der elfjährige Oskar Schell (Thomas Horn), ausgewiesener Amateur-Erfinder, -Entdecker, -Entomologe und -Juwelier. Als der aufgeweckte, fast schon ein wenig neurotische Knirps seinen abgöttisch verehrten Vater Thomas (Tom Hanks) bei den Angriffen auf das World Trade Center verliert, wird seine Welt aus den Angeln gehoben. Das Verhältnis zu Mutter Linda (Sandra Bullock) bleibt reserviert, schließlich ermutigte Thomas seinen Filius stets spielerisch die Welt zu erkunden. Als Oskar ein Jahr nach dem Tod des Vaters in dessen Schrank herumstöbert und versehentlich eine Vase zerbricht, findet er in den Scherben einen Schlüssel. Im Glauben, Thomas habe ihm posthum ein letztes Rätsel aufgetragen, stürzt sich der Junge wie besessen in die Suche nach dem passenden Schloss.

In einer Metropole wie New York ist das wahrlich eine Herkulesaufgabe. Oskars einziger Anhaltspunkt ist der Name Black. Also schmiedet er einen akribischen Plan, jeden Bewohner der Stadt mit besagtem Namen zu besuchen und über den Schlüssel und seine Bestimmung zu befragen. In seiner exzentrischen Art bewegt sich Oskar, der seine Angst vor Brücken oder Menschenaufläufen mit einem Tamburin besiegt, einzig zu Fuß vorwärts. Schließlich scheut er auch öffentliche Verkehrsmittel. Nach anfänglichem Zögern lässt sich der Knabe vom stummen Untermieter (Oscar-nominiert: Max von Sydow, „Shutter Island“) seiner Großmutter begleiten, der sich nur zu offenkundig als der verschollen geglaubte Opa entpuppt.

So dirigiert Regisseur Stephen Daldry („Der Vorleser“) das sehenswerte Ensemble, bei dem sich die Oscar-Preisträger Hanks und Bullock angenehm zurücknehmen, souverän durch eine einfühlsam erzählte und bei aller Schwermut auch humorvolle Tragikomödie. Die erwartbar polierte Inszenierung ist Hollywood-typisch, bleibt aber auch hinsichtlich der unterschwelligen emotionalen Distanziertheit nah genug an Foers Vorlage. Unpassend wirkt da eigentlich nur das im Detail etwas zu bemüht versöhnliche Finale. Als nachdenklicher Beitrag zur Aufarbeitung des nationalen und weltweiten Traumas der Terroranschläge vom 11. September genügt der Film aber auch ungeachtet seiner bisweilen kalkulierten Sensibilität.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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