„God is with us!“ – Mit starkem Beistand: Moses
Während der goldenen Ära von Hollywoods Studiosystem hatte der Monumentalfilm seinen festen Platz. Mit (für damalige Verhältnisse) verschwenderischen Budgets, pompöser Ausstattung und Massenszenen wurde – meist in Überlänge – Geschichte lebendig gemacht. Schillernde Beispiele sind der mit 11 Oscars ausgezeichnete „Ben Hur“ (1959), „Quo Vadis“ (1951) oder „Cleopatra“, der 1963 stattliche 44 Millionen Dollar verschlang – und 20th Century Fox fast ruinierte. Teil dieser bildgewaltigen Quasi-Blockbuster ist auch das Subgenre des Bibelfilms, in dem das Buch der Bücher in Technicolor-Klassikern wie „Die Zehn Gebote“ (1956) oder „Die größte Geschichte aller Zeiten“ (1965) visuell erfahrbar gemacht wurde.
Nun mag man dem alten und neuen Testament, respektive den Grundpfeilern der in unseren Breiten populärsten Weltreligion, Glauben schenken oder nicht. Für optisch aufregende Filmproduktionen sind sie aber auch heute noch dienlich. Dafür steht, mehr noch als Darren Aronofskys „Noah“, „Exodus: Götter und Könige“. Gedreht hat ihn Ridley Scott, der den Monumentalfilm bereits mit seinem fünffach Oscar-prämierten „Gladiator“ bediente. Da der britische Filmemacher aber bislang kaum den Eindruck gesteigerter Religiosität erweckte, übt sich seine bisweilen sehr freie Breitwandfassung des Zweiten Buch Mose (Exodus) in mystischer Zurückhaltung. Der Allmächtige etwa tritt in Gestalt eines kleinen Jungen in Erscheinung, um dem zweifelnden Moses (Christian Bale, „American Hustle“) zu helfen, die versklavten Hebräer aus Ägypten ins gelobte Land zu führen.
Die Vorgeschichte spart Scott aus. Am erzählerischen Beginn ist Moses, der von Pharao Sethos (John Turturro, „Leg dich nicht mit Zohan an“) neben Kronprinz Ramses (Joel Edgerton, „The Great Gatsby“) wie sein eigener Sohn erzogen wurde, bereits erwachsen. Dass er als Kind von seiner hebräischen Mutter in einem Weidenkorb auf dem Nil ausgesetzt wurde, ahnt er nicht. Als er eher zufällig mit seinen israelischen Wurzeln konfrontiert wird (Beihilfe leistet Ben Kingsley, der Moses in „Die Bibel – Moses“ bereits selbst verkörperte) und der nach dem Ableben zum Pharao berufene Ramses davon erfährt, wird Moses verbannt. Neun Jahre vergehen, in denen er eine Familie gründet und ein einfaches Leben führt. Bis ihm Gott in einer Vision als brennender Busch erscheint und die Befreiung der hebräischen Sklaven als oberstes Missionsziel formuliert.
Was folgt, ist bekannt. Ramses weigert sich, die Zwangsarbeiter ziehen zu lassen und Gott entfesselt wenig gleichmütig die 10 Plagen. Am Ende, wenn der Pharao erst einlenkt und anschließend zur Verfolgung bläst, lässt der Schöpfer im geteilten Roten Meer Gerechtigkeit walten. Damit erreicht der Film seine Höhepunkte, entfacht Scott doch ein famos getrickstes Effektgewitter. Die damit einhergehenden erzählerischen Freiheiten im Umgang mit dem Bibeltext (die Blutfärbung der Flüsse rührt hier beispielsweise von Krokodilattacken) machen „Exodus“ dabei auch für Atheisten zum ansehnlichen Zeitvertreib. Gebraucht hat es die actionreiche und nicht selten auf typisches Hollywood-Brimborium pochende (Neu-)Verfilmung wahrlich nicht. Aber die Besetzung – darunter Sigourney Weaver („Avatar“), Ben Mendelsohn („Bloodline“) und Aaron Paul („Breaking Bad“) – müht sich redlich und die Schauwerte bleiben erlesen genug, um die religiöse Fantasy auf Entertainment-Kurs zu halten. Nicht zwingend göttlich, dafür besser als sein Ruf.
Wertung: (6 / 10)