„I’d like to make this clear: I don’t have rage. I’m a happy guy. You see this face? This is a happy face. You all would be lucky to be as happy as I am.” – Ein wahrer Sonnenschein: Boyd
Die Karriere des Steven Seagal war durch Filme wie „Ticker“ bereits über den qualitativen Abgrund hinaus geschlittert, als ihm 2001 tatsächlich ein Comeback auf der großen Leinwand zugestanden wurde. In „Exit Wounds“, dem Regiedebüt des renommierten Kameramannes Andrzej Bartkowiak („Speed“), nimmt er als Cop mit Sturkopf und Donnerfäusten korrupte Kollegen aufs Korn, die im großen Stil Heroin verschieben. Den Vorgesetzten ist der Lone Ranger-Cop, der das Gesetz bricht, um das Gesetz zu wahren, selbstverständlich ein Dorn im Auge.
Als jener von Seagal gespielte Boyd ein Attentat auf den Vizepräsidenten verhindert und im Stadtgebiet einen verlustreichen Kleinkrieg anzettelt, wird er in einen berüchtigten Problembezirk strafversetzt und zu allem Überfluss zu einer Wut-Therapie genötigt. Die bringt eine gute Portion Selbstironie mit sich. Die braucht es auch, um die Standardplotte und nervige Nebendarsteller wie Tom Arnold („True Lies“) und Anthony Anderson („Kangaroo Jack“) vergessen zu machen. Immerhin Seagal darf sich wie in besten Zeiten austoben und wird im stilisierten Zeitlupeneinsatz zudem besser in Szene gesetzt als in den meisten seiner übrigen Filme.
Aber auch er braucht noch einen Counterpart, nicht im Sinne eines verbrecherischen Gegenspielers, sondern als Verbündeten. Und da zum Ausklang des letzten Jahrtausends der HipHop die Charts dominierte und schauspielernde Rapper wie Pilze aus dem Boden schossen, darf diesmal DMX die Coolness der Ghettoisierung verkörpern und abseits illegaler Geschäfte das Wohl der Gemeinschaft im Sinn haben. Er gibt den undurchsichtigen und betont lässigen Latrell Walker, der die kriminelle Tarnung nutzt, um den korrupten Polizisten selbst aufs Dach zu steigen. Unterstützt wird er dabei von der seinerzeit noch unbekannten Eva Mendes („Ghost Rider“).
Weitere Nebenrollen bekleiden Michael Jay White („Spawn“), Bill Duke („Predator“) und Bruce McGill („Last Boy Scout“), deren Routineauftritte Seagal einen Hauch von Seriosität zurückgeben. Zum wirklichen Comeback reichte es für den Kampfkünstler dennoch nicht. Bartkowiak verhalf in der Folge Jet Li (mit „Romeo Must Die“ und „Born 2 Die“) zum Durchbruch in Hollywood, während sich Seagal endgültig mit drittklassigen Actionheulern und stetig wachsendem Bauchumfang begnügen musste. Trotz abflachendem Mittelteil und der Einbindung jedes noch so abgeschmackten Klischees ist „Exit Wounds“ rasant genug, um über die volle Distanz bei Laune zu halten. Und das ist immerhin mehr, als man von den meisten (späteren) Seagal-Vehikeln behaupten könnte.
Wertung: (5 / 10)