Vergleiche sind gut und billig. Wer sowas mag, sieht in Paul W.S. Anderson in Hollywood vielleicht das, was die BILD-Zeitung hierzulande für den Boulevard ist. Seine Filme sind laut und schrill, protzen mit Klischees, haben inhaltlich aber keinerlei Aussagekraft. Dies bewies Anderson hinlänglich und zur Genüge mit Werken wie „Mortal Kombat“ oder „Resident Evil“. Den ihnen zugrunde liegenden Spielen wurden beide Werke nie gerecht. Getreu dem Motto „besser gut geklaut als schlecht erfunden“ funktioniert auch seine SF-Horror-Mär „Event Horizon“, die dennoch getrost als sein bislang gelungenstes Werk bezeichnet werden darf.
Einst war das Raumschiff Event Horizon das Maß aller Dinge, die letzte Stufe einer modernen Welt. Mit diesem Schiff sollten die entferntesten Punkte der Galaxie in Windeseile erreichbar sein. Dann aber verschwand das Schiff unter mysteriösen Umständen in den Weiten des Weltalls. Jahre später stößt der Frachter von Capt. Miller (Laurence Fishburne) und seiner Crew – u.a. Sean Pertwee, Jason Isaacs (beide „Soldier“) und Kathleen Quinlan („Breakdown“) – auf die Event Horizon. Mit an Bord haben sie das technische Genie Dr. Weir (Sam Neill). Als sie das verlassene Raumschiff betreten, scheint die Besatzung schon lange tot zu sein. Kurze Zeit später scheint es das Schiff auch auf sie abgesehen zu haben.
Als Meister der Oberflächlichkeit hat sich Paul W.S. Anderson in der Traumfabrik einen Namen gemacht. Dass er die Grenzen hin zum Trash dabei manchmal überschreitet, nimmt er gern in Kauf. Überhaupt hat man bei ihm den Eindruck, er würde seinen Job mögen. Nicht nur, weil er gut bezahlt wird. Anderson gibt dem Publikum leicht verdauliche Kost, überfordern möchte er dieses demzufolge nicht, was man auch gern mal am Wortschatz von Kurt Russell in „Soldier“ festhalten kann. Für „Event Horizon“ bediente sich Anderson im schier unerschöpflichen Fundus der Science-Fiction- und Horrorfilme. So kommt es nicht von ungefähr, dass von „Alien“ bis hin zu „Hellraiser“ fleißig geklaut oder zitiert wird. Der Regisseur macht keine Anstalten, dies irgendwie zu verheimlichen, zu offenkundig sind die Anleihen. Geschadet hat es ihm überraschenderweise relativ wenig.
Optisch will der Film vielleicht mehr nach H.R. Giger aussehen als er ist, aber dennoch überzeugt „Event Horizon“ diesbezüglich. Die Weiten des Alls, die düstere Atmosphäre des riesigen Schiffes werden gut und in bedrohlichen Bildern eingefangen. Einige Schockmomente gewinnen so zusätzlich an Intensität, vor allem, wenn Sam Neill zum Ende plötzlich ins Dunkle verschwindet. Die nach dem „10 kleine Negerlein Prinzip“ schnell reduzierte Darstellerriege ist nicht der Rede wert, einzig Lawrence Fishburne („King of New York“) und Sam Neill („Jurassic Park“) ragen hervor. Letzterer gewinnt das direkte Duell gegen seinen Kontrahenten als durchgeknallter Wissenschaftler locker.
„Event Horizon“ erfindet das Rad nicht neu, kann aber – im Gegensatz zu einigen anderen Filmen von Anderson – auf seine eigene Art und Weise unterhalten. Die Atmosphäre stimmt, selbst mit einigen Gewaltausbrüchen hält er nicht vorm Berg. Insofern fallen die eigentlich dämlichen Dialoge und die allzu offensichtliche Ideenlosigkeit des Filmemachers gar nicht mehr so sehr auf.
Wertung: (6,5 / 10)