Eternal Blood (CL 2002)

eternal-bloodMit Filmen wie „Near Dark“, „John Carpenter’s Vampires“ oder „From Dusk Till Dawn“ verabschiedete sich der klassische Vampir-Horror endgültig vom jahrzehntelang gemeißelten Abbild der Genre-Choryphäen Bela Lugosi und Christopher Lee. Entgegen dieser Entwicklung versucht der südamerikanische Genre-Exot „Eternal Blood“ die moderne Seite des Vampirismus mit melancholischer Ernsthaftigkeit und Elementen des Underground-Splatter zu kreuzen.

Als die Journalistikstudentin Carmilla (Blanca Lewin, „Sábado“) die Bekanntschaft von M (Juan Pablo Ogalde, „Utopia“) und seinen Freunden Martin (Claudio Espinoza) und Elizabeth (Patricia López, „Loco Fever“) macht, wird sie in den Bann des Blutsauger-Rollenspiels „Eternal Blood“ gezogen. Auf einer Party in einem verlassenen Gebäudekomplex macht die Gruppe die Bekanntschaft des mysteriösen Dahmer (Carlos Borques), der in gothischem Zirkel vampiristische Rituale abhält. Als sein Einfluss Elizabeth tatsächlich in einen Vampir zu verwandeln scheint, ist für M die Zeit des Eingreifens gekommen.

Auf verschiedenen Erzählebenen versucht Regisseur und Co-Autor Jorge Olguin – der den chilenischen Film bereits mit dem Slasher-Streifen „Black Angel“ in Sphären des zeitgemäßen Horrors einführte – die Grenzen zwischen Fantasie und Realität zu verwischen. Das größte Problem des interessanten Ansatzes besteht dabei in der schwachen Umsetzung, die unter oftmals kruden Dialogen philosophische Untertöne zu platzieren versucht. Der Stil von „Eternal Blood“ wirkt amateurhaft. Der Einsatz von Handkamera und Blautönen bürgt zwar für sehenswerte Schwenks und Einstellungen, über weite Strecken ragt das schmale Budget allerdings deutlich aus den überdunkelten Schauplätzen heraus. Die Effekte und Masken sind gemessen an den Produktionsbedingungen stimmig umgesetzt, doch will einfach keine Atmosphäre aufkommen.

Die anfänglich eingeführten Geistlichen mit großkalibrigen Schrotflinten wecken Neugier wie gleichwohl Erinnerungen an den Stil des Spaniers Alex de la Iglesia („El Dia de la Bestia“). Doch dienen derlei Einschübe lediglich der visuellen Ausschmückung des Rollenspiels, was groteske Elemente schnell übersteigerter Ernsthaftigkeit Raum gewähren lässt. Impliziert wird auf diesem Wege wenig Erinnerungswürdiges und viel Leerlauf. Mit mehr als 105 Minuten Lauflänge ist „Eternal Blood“ deutlich zu lang geraten. Die wenigen auf Tatkraft bedachten Sequenzen sind zwar blutig umgesetzt, doch weder Spannung schürend noch von bemerkenswerter Güte. Einzig das vielschichtige und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu interpretierende Finale setzt einen Schlusspunkt, der dem ambitionierten Vorhaben des Films gerecht wird.

Für das chilenische Kino mag der unausgegorene und meist völlig belanglose Streifen enormen Wert besitzen, auf internationaler Ebene ist Olguins Beitrag zum Vampirismus jedoch nur verschenktes Potential. Und gelungene Experimente auf diesem Sektor hat es mit Guillermo del Toros „Cronos“, Po-Chih Leongs „Die Weisheit der Krokodile“ oder Abel Ferraras „The Addiction“ bislang unbestreitbar gegeben.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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