
Es ist schon eine leicht verwunderliche Mischung: Auf der einen Seite Grand Hotel Van Cleef, jenes Label, welches gerade in den vergangenen Jahren durch mehr oder weniger intellektuell anspruchsvolle deutsche Rockmusik auch der breiteren Masse bekannt wurde. Auf der anderen Seite ESCAPADO, eine kleine Hardcore-Band aus Flensburg, die zudem in ihrer Muttersprache singt. Diese beiden Seiten haben sich nun zusammengefunden, so schwer dies auf den ersten Blick zu glauben ist. Hardcore zwischen KETTCAR und TOMTE? Es geht sicherlich, denn mit dem vielerorts bekannten Bollo-Hardcore haben ESCAPADO nichts am Hut, eher schwimmt man gegen den Strom, als mit ihm. Bereits das Debütalbum, „Hinter den Spiegeln“, liess die Szene aufhorchen. Es war einfach etwas anderes, was da zum Vorschein kam.
Zwei Jahre später veröffentlichen ESCAPADO ihr Zweitwerk „Initiale“, diesmal im breiteren Schweinwerferlicht. Das sie bestehen werden, steht außer Frage, denn neben dem Mut, auch etwas Neues abseits gängiger Hardcore-Muster auszuprobieren, fesselt „Initiale“ bereits nach den ersten Klängen. „Initiale“ ist Hardcore mit Anspruch (und dickem Post davor), wenn man es so sagen mag. Aber sind es vor allem die ruhigeren Momente, die dem Album Klasse bescheren. Diese häufigen Tempowechsel, die diese unbändigen Ausbrüche durchkreuzen und sich in teils ruhigen Gesangspassagen entladen. Oder aber in längere Instrumentalsequenzen abdriften, „Initiale“ stößt seinen Hörer nicht nur vor den Kopf. Zwangsläufig wird der Name ESCAPADO nun auch abseits der Hardcore-Szene genannt werden, aber ist das schlimm? Entschieden ein, denn „Initiale“ hätte es mit seiner ehrlichen und mutigen Art durchaus verdient, auch ein bißchen Erfolg jenseits des Tellerrandes zu haben. Sicherlich auf seinem Gebiet eines der Alben des Jahres.
Wertung: (8 / 10)