Dem Rollenabonnement zu entkommen ist schier unmöglich. Komödienherzchen Meg Ryan, deren Engagement abseits romantischer Burlesken nur müdes Lächeln erntete, ist ein Paradebeispiel festgefahrener Kreativität. „In the Cut“ zeigte ihren Körper unverhüllt. Es half nichts. Ein ähnliches Schicksal scheint auch „Friends“-Star Jennifer Aniston beschienen. In „Entgleist“ probt sie den Ausbruch aus dem Korsett, welches schon der Ryan zur Zwangsjacke wurde. Auch hier ist der Lohn nicht mehr als ein müdes Lächeln.
Der Thriller von „Evil“-Regisseur Mikael Håfström ist konventionell. Ihm fehlt der Mut den breit getretenen Pfad überkonstruierter Psycho-Duelle zu verlassen. Er versucht es über den Zugang moralischer Brechung. Das fördert Zwiespalte. Mehr aber auch nicht. Die Gegenspieler sind Clive Owen („Hautnah“) und Vincent Cassel („Irreversible“). Aniston spielt nur die zweite Geige. Owen gibt den vom Alltagstrott gelangweilten Familienvater Charles Schine, der im Vorlauf einer Liebessnacht mit Zufallsbekanntschaft Lucinda (Aniston) vom Psychopathen LaRoche (Cassel) überrumpelt – und mühelos an die Wand gespielt – wird.
Cassel gibt als brutaler Schurke eine bemerkenswert souveräne Figur ab. Er malträtiert Charles, vergewaltigt Lucinda vor seinen Augen und erpresst anschließend Geld von ihm. Geld, das eigentlich für die Behandlung der kranken Tochter bestimmt war. Die schauspielerische Stärke Owens beißt sich mit dem unglaubwürdigen Aktionismus seiner Figur. Durch Lucindas Furcht vor ihrem Ehemann wendet sich Charles nicht an die Polizei. Doch LaRoche will mehr und schreckt auch nicht davor zurück, die Familie des Geprellten im eigenen Hause zu besuchen.
Mit Parallelen zum Genreklassiker „Kap der Angst“ versucht der Film Spannung aufzubauen. Das gelingt, wenn sich der Auftakt in der Weichzeichnung von Charles Leben auch dezent streckt. Im weiteren Verlauf aber wird die Handlung vorhersehbar. Am Ende ist sie transparent. Die wuchtig angedachten Wendungen verpuffen. Zu deutlich zeichnen sie sich bereits im Vorfeld ab. Am Ende stolpert „Entgleist“ über die schale Selbstjustiz. Die Wandlung des biederen Familienvaters zum kaltblütigen Mörder ist unglaubwürdig. Und in etwa so überflüssig wie die abermalige Verpflichtung namhafter US-Rapper – hier sind es RZA und Xzibit – für kleinere Nebenrollen.
Wertung: (5 / 10)