„Ein Schuss für drei Banditen. Da muss man sparsam sein.“ – altklug und zielsicher: Ringo
Giuliano Gemma verdingte sich als Stuntman, bevor er auch in Sprechrollen vor der Kamera agieren durfte. Seinen ersten Hauptpart absolvierte er im Sandalen-Abenteuer „Kadmos – Tyrann von Theben“, dem vier Jahre später der Einstand im noch frischen Spaghetti-Western folgte. Unter der Regie von Duccio Tessari („Der Bastard“) gab der charismatische Akrobat in „Eine Pistole für Ringo“ den gewitzten Scharfschützen und legte damit den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere in den Sätteln südeuropäischer Wüstenlandschaften.
Der gern subversive Tenor der italienischen Genre-Neuformulierung blieb in deren Frühphase noch ein Beigeschmack und gerade bei der Figurenzeichnung noch sehr von amerikanischen Vorbildern beeinflusst. So auch in dieser arg vorhersehbaren Geschichte um den jungen Meisterschützen Ringo (Gemma), genannt „Engelsgesicht“, der gern böse Buben umlegt, die Taten jedoch stets als Notwehr zu verkaufen weiß. Nur ein aufrechter Sheriff (George Martin, „Freibeuter der Meere“) schenkt der Version von der Selbstverteidigung keinen Glauben und buchtet den schießfreudigen Strahlemann kurzerhand ein.
Die Dienste des prinzipientreuen Pistoleros werden jedoch dringend benötigt, als der mexikanische Bandit Sancho (Fernando Sancho, „Der Gehetzte der Sierra Madre“) die Stadt überfällt und mit Beute und Gefolgschaft auf dem Gut des alternden Gentlemans Clyde (Antonio Casas, „Zwei glorreiche Halunken“) Zuflucht sucht. Der ist nicht nur der Vater von des Sheriffs Verlobter, sondern mit seiner Arbeiterschaft auch der Willkür der brutalen Outlaws ausgesetzt. Die Armee will den Hof stürmen, doch mit Ringo haben die Belagerer einen Trumpf an der Hand, der sich Sanchos Vertrauen erschleicht und ihm mit List das Handwerk zu legen gedenkt.
Muntere Darsteller, ansehnliche Action, eine Prise Humor, dazu der solide Soundtrack von Ennio Morricone („Zwei Compagneros“) machen die Euro-Version genretypischer Erzählelemente zum kurzweiligen Vergnügen. Tessaris ansprechende Regie unterstreicht dies nicht eben meisterliche, jedoch konstant bei Laune haltende Frühwerk. Dem geht zwar der Nihilismus späterer Western-Produktionen ab, über die spielerisch aufgezogenen Hinrichtungen von Clydes Gefolge durch Sancho blitzt aber bereits die stilbildende Skrupellosigkeit durch. Auch heute noch eine ansehnliche Ballade in Blei.
Wertung: (6 / 10)